Minute um Minute vergeht, bis ein Rettungswagen bei einem Notfall in Winterscheid eintrifft. Minuten, die ein Leben retten können. Zwar gibt es um den Ort herum vier Rettungswachen, die sind aber mindestens zehn Kilometer entfernt. Abhilfe schaffen seit anderthalb Jahren die Notfallhelfer des Winterscheider Löschzugs. 2013 waren sie immer schneller da, als der Rettungswagen. Im Schnitt sieben Minuten.
An einen Einsatz konnte sich Notfallhelfer Jörg Limbach noch genau erinnern: Eine ältere Dame in seiner Nachbarschaft in Litterscheid hatte Kreislaufprobleme. "Da haben wir 18 Minuten überbrückt, ehe der Rettungswagen kam", erzählte er bei der Vorstellung der Jahresstatistik im Winterscheider Feuerwehrhaus.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 58 Patienten bei 53 Einsätzen versorgt. 47-mal waren es internistische oder neurologische Notfälle, zu denen Herzinfarkte und Schlaganfälle zählen. Sieben Einsätze waren chirurgischer Art mit Verletzungen und Unfällen, einmal unterstützten die Notfallhelfer eine Geburt. Trotz der frühen Hilfe gab es drei Todesfälle, bei denen zweimal versucht wurde, die Menschen wiederzubeleben. In elf Fällen waren die Patienten bewusstlos.
"Die Notfallhelfer werten aber auch die Arbeit der Feuerwehr auf", sagte Oberbrandmeister Florian Lückerath. Dreimal leisteten sie bei Einsätzen der Wehrleute medizinische Hilfe. Alle 18 Notfallhelfer unter der Leitung von Feuerwehrarzt Dr. Herbert Broich sind Mitglieder des Winterscheider Löschzugs. Werden sie für einen Feuerwehreinsatz alarmiert, sind sie als Notfallhelfer nicht verfügbar. Notfallhelfer in voller Montur: vl. Peter Fischer, Oliver Hermeier, Florian Lückerath und Dr. Herbert Broich
Das Projekt, das im Rhein-Sieg-Kreis einmalig ist und das es sonst nur noch zweimal in NRW gibt, funktioniert alleinig durch den ehrenamtlichen Einsatz. Weder Rhein-Sieg-Kreis, noch die Gemeindeverwaltung kann die Notfallhelfer finanziell unterstützen. So wurde die die komplette Ausrüstung bisher durch Spenden bezahlt, als Einsatzfahrzeug wird der Einsatzleitwagen der Feuerwehr genutzt. Jacken, Rucksäcke und Infusionen lagern im Feuerwehrhaus.
Alarmiert werden sie von der Rettungsleitstelle in Siegburg über ihren Feuerwehrmelder. Da unter den Notfallhelfern ein Arzt und mehrere ausgebildete Rettungssanitäter sind, können sie fast so gut wie eine Rettungswagenbesatzung samt Notarzt helfen. "Sie sorgen mit dafür, dass die Bevölkerung sicherer leben kann", dankte Bürgermeister Mario Loskill.
"Als nächstes möchten wir uns ein Spineboard zulegen", sagte Broich. Es funktioniert wie eine Trage und wird meist bei Verletzung an der Wirbelsäule eingesetzt. Da es besonders handlich ist, kann es einfach unter den Patienten geschoben werden. Zum Jahresanfang haben die Notfallhelfer von der Zahnärzte-Initiative Bonn-Siegkreis-Euskirchen (ZIBS) eine Spende in Höhe von 2000 Euro bekommen.
Kommentare
Florian Lückerath
January 29, 2014 um 10:14 am
Sehr geehrter Herr Diepenseifen,
der Rhein-Sieg-Kreis hat mit der jüngsten Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplanes die Verlagerung der Rettungswache Ruppichteroth von Ruppichteroth-Ort nach Schönenberg beschlossen. Dies führt zu kürzeren Anfahrtszeiten für den Rettungsdienst in die derzeit weniger gut versorgten Bereiche der Gemeinde.
Das Notfallhelfer-System verfolgt nicht das Ziel rettungsdienstliche Leistungen zu ersetzen oder die oben genannte Maßnahme im Rahmen der Bedarfsplanung überflüssig zu machen. Der Aufbau dieser Einrichtung laut Empfehlungen des Landesfachbeirates für den Rettungsdienst und nach Genehmigung durch den Ärztlichen Leiter Rettungsdienst, dient einzig und allein der Überbrückung des therapiefreien Intervalls im Rahmen der erweiterten Ersten Hilfe bei lebensbedrohlichen Notfällen.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Lückerath
Gerd Biallas
January 26, 2014 um 6:46 pm
Hallo Herr Diepenseifen, zu Ihrer Meinung, ein leitender Notarzt kann am besten Notfallsituationen einschätzen und beurteilen. Demnach möchte ich Ihrer Meinung beipflichten. Schade, dass wir in diesem Gemeindegebiet auf solche ehrenamtliche Helfer sozusagen angewiesen sind um schnelle Hilfe bei Notfällen zu erwarten.
Man sollte allerdings eines dabei erwähnen: "Man kann sich in guten Händen wiegen". Die Notfallhelfer haben alle eine entsprechende Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Viele sind sogar hauptberuflich im Fach (Rettungsdienst) tätig. Zudem werden sie von einem hervorragenden fachlich kompetenten Feuerwehrarzt betreut. So wie mir bekannt ist sind wir in der glücklichen Lage, dass immer ein Team der Notfallhelfer am Notfallort war.
Als Bürger der Gemeinde Ruppichteroth sind wir jedenfalls stolz auf diese Gruppe die außer ihrer Dienstzeit für ihre Mitmenschen da ist um im Notfall zu helfen. Ich wünsche den Notfallhelfern weiterhin allzeit einen erfolgreichen Dienst an Ihren Mitmenschen und Danke für ihre Einsätze.
Christian Diepenseifen
January 26, 2014 um 2:28 pm
Rettungsdienst(ersatz) gehört nicht in ehrenamtliche Hand, die auch nicht gesichert rund um die Uhr zur Verfügung steht. Entweder der Bedarfsplan muss angepasst werden, um die rettungsdienstliche Versorgung zu verbessern, oder man sollte die Trägerentscheidung akzeptieren!
Joachim Schneppel
January 24, 2014 um 5:36 pm
Man kann den Winterscheider Feuerwehrkameraden nicht oft genug für ihr ehrenamtliches Engagement danken. Sieht man die Zahl der Einsätze seit Bestehen der Nothelfergruppe, dann weiß jeder wie wichtig die Nothelfer für jeden von uns sein können. Der Notarzt braucht mindestens 10 Minuten mehr als die Nothelfer - sofern er überhaupt zum Einsatz bereitsteht. Dank unseres "Winterscheider-Feuerwehrarztes" ist dann auch immer gleich ärztliche Hilfe vor Ort.