Es ist der Phoenix aus der Asche: Über das Wochenende haben die Verwaltungen und Politiker in Ruppichteroth und Nümbrecht eine neue Schule geschmiedet. Die Ruppichterother Hauptschule wird ab kommendem Schuljahr zu einem Teilstandort der Sekundarschule Nümbrecht. "Die Gemeinde lebt", freut sich Bürgermeister Mario Loskill. 47 Eltern aus Ruppichteroth haben ihre Kinder schon angemeldet, Bezirksregierung und Kommunalaufsicht ihr Einverständnis gegeben. Nun müssen die Gemeinderäte noch eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung verabschieden.
Bei den Eltern und im Schönenberger Rathaus knallten die Sektkorken. Und da muss auch ein 40-jähriger Bürgermeister um Worte ringen und die Tränen zurückhalten: "Mir fällt ein großer Stein vom Herzen, für die Gemeinde und für die Kinder". Dabei lagen die Hoffnungen am Donnerstag noch brach. Durch eine Entscheidung des Rates in Neunkirchen-Seelscheid wurde die Gesamtschule Much/Ruppichteroth gekippt. Die Mucher konnten ihre Gesamtschule samt gymnasialer Oberstufe errichten, für einen Teilstandort in Ruppichteroth fehlten die Schüler.
Schon kurz danach begannen die Gespräche mit Nümbrecht. Bürgermeister Hilko Redenius und die Fraktionen stimmten dem Plan zu, eine Sekundarschule mit Ruppichteroth zu gründen. Dabei soll es keinen Schulzweckverband geben, sondern lediglich eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung. So ist ausgeschlossen, dass auf die Gemeinde Nümbrecht, die sich im Nothaushalt befindet, Kosten zukommen.
Im Schönenberger Rathaus schoben Schulamt und Bürgermeister Überstunden. Mit der Bezirksregierung Köln und der Kommunalaufsicht klärte die Verwaltung ab, ob die Sekundarschule in Ruppichteroth überhaupt möglich sei. Nach der Zustimmung ging es um die Eltern der 49 Kinder, die sich bisher für die Gesamtschule Much/Ruppichteroth angemeldet hatten. Sie wurden kontaktiert und über die neuen Pläne informiert.
Am Dienstagabend gab es schließlich ein Treffen mit den Eltern in der Ruppichterother Hauptschule, bei dem Loskill um die Kinder warb. "Ich war von dem Rückhalt der Bürger begeistert", sagt er. Viele Eltern waren vergräzt vom Neunkirchen-Seelscheider Ratsbeschluss, wollten ihre Kinder nun auch nicht mehr auf die dortige Realschule schicken.
50 Schüler werden insgesamt für zwei Züge in Ruppichteroth benötigt, die Hürde ist mit Schülern aus Nümbrecht schon jetzt erreicht. Die Schülerzahlen müssen aber auch für die nächsten Jahre stabil bleiben. Die Mucher starten ihre Gesamtschule 2012/13 vorraussichtlich mit fünf Zügen. Neunkirchen-Seelscheid will nun ebenfalls eine eigene Gesamtschule durchbringen, mindestens aber eine Sekundarschule, das gab Bürgermeister Helmut Meng in einer Pressemitteilung bekannt.
"Die Sekundarschule verbessert unser Schulangebot", so Loskill. Das pädagogische Konzept entspreche größtenteils dem, das auch für die Gesamtschule entwickelt worden war. Durch gymnasiale Standards werde das spätere Abitur auf einer anderen Schule erleichtert. "Die Bröltalgemeinde wird dadurch attraktiver für junge Familien", sagt Loskill. Aber vor allem sei es eine Erleichterung für die Ruppichterother Eltern. Denn sie mussten am meisten um ihre Kinder bangen.
Kommentare
Andreas Rudolf
March 21, 2012 um 5:32 pm
Das nenne ich eine positive Überraschung: Hier haben die Verantwortlichen in beiden Gemeinden sowie die Eltern (und letztendlich auch Kreis und Bezirksregierung) hervorragende Atbeit geleistet, um die Zukunft der Kinder zu sichern. Das Neunkirchen-Seelscheider "Störmanöver" verursacht somit keinen Schaden in Ruppichteroth. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass in Zukunft die Schülerzahlen am Teilstandort Ruppichteroth ausreichend sind.
Peter Warzecha
March 21, 2012 um 12:32 pm
Herzlichen Glückwunsch an unseren Bürgermeister Mario Loskill. Mit viel Kraft und Einsatzwillen hat er es für unsere Gemeinde geschafft eine weiterführende Schule zu platzieren. Vielen Dank an Ihn und seine Mitarbeiter die sich unermüdlich für diese vorausschauende und wichtige Schulform eingesetzt habe.
Sven Möller
March 20, 2012 um 10:31 pm
Hut ab, Mario! Wir können stolz auf Dich sein. Auf alle Eventualitäten eingestellt zu sein und eine prompte Antwort auf die veränderte Situation zu haben, das nenne ich politische Weitsicht. Du hast Deine Aufgabe als verantwortungsvoller Bürgermeister hervorragend gemeistert. Herzlichen Dank an Katrin Theus und Klaus Müller vom Schulamt für ihren engagierten Einsatz. Vielen Dank auch an alle Eltern, die entschlossen reagiert und ihre Kinder an der Sekundarschule angemeldet haben. Wir freuen uns für unsere Kinder und für die ganze Gemeinde.
Sabine Lenz
March 20, 2012 um 7:45 pm
HURRA! Geschafft. Wir haben, Gott sei Dank, einen parteilosen Bürgermeister. Und dieser hat sich für unsere Kinder und die Gemeinde eingesetzt. Danke Mario, super Leistung. Und auch einen Dank an Nümbrecht, die unsere Sache unterstützt haben. Jetzt wünschen wir unseren Kindern eine schöne Schulzeit. Und Mario wir hoffentlich wieder gewählt.
Frank Benninghaus
March 20, 2012 um 7:39 pm
Hier wird den angehenden Mitgliedern unserer so hochgelobten Demokratie anschaulich gezeigt, was dies bedeutet. Gezerre und politisches Kalkül zum Eigennutz. Und das Interesse der Kinder? Egal. Das vergessen Kinder nicht so schnell. Und wir, die Erwachsenen sollten das bedenken. Wenn das Basisdemokratie bedeutet verstehe ich, warum sich so viele Jugendliche resignierend abwenden. Weiter so! Das kriegt ihr hin!