Was gerade in Schönenberg entsteht, ist nicht nur eine einfache Rettungswache. Es ist ein bisschen ein Labor für die Zukunft des Bauens. Holz und Lehm werden die beherrschenden Baustoffe sein, für den Rhein-Sieg-Kreis und Ruppichteroth ist es ein bislang einzigartiges Projekt. Und nicht nur für ihn: Die etwa 25 Meter langen Schallschutzwand aus Lehm bauen Studenten der TH Köln, um mehr über den alten Baustoff zu erfahren. Fotos: Studenten und der Rhein-Sieg-Kreis stellen die neue Schallschutzwand aus Lehm vor. [Nicolas Ottersbach]
Stampflehm nennt sich die Technik, bei der feuchte Erde Schicht für Schicht in Holzrahmen gepresst wird, bis sie hart wie Stein ist. Es ist mühsame Handarbeit: Das Material wird gemischt, geschichtet und immer wieder verdichtet. „Das dauert schon den ganzen Tag“, erzählt einer der Architekturstudenten der TH Köln, die mit der Fachfirma Monolut GmbH an der Wand arbeiten. „Und es wird sicher eine ziemliche Sauerei.“ So schlimm ist es dann aber doch nicht „Das ist eigentlich wie eine Kur für die Hände“, sagt ein anderer.
Experimenteller Ansatz
Lehm gilt als einer der ältesten Baustoffe der Menschheit und zugleich als einer der nachhaltigsten. Er reguliert Feuchtigkeit, speichert Wärme und lässt sich fast vollständig recyceln. „Das Material atmet“, sagt Professor Philipp Hoppe von der TH Köln, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. Er altere schön und verändere sich mit der Zeit. “Wir untersucht, wie sich dieser Veränderungsprozess gezielt als Gestaltungselement nutzen lässt. Hieraus entstand eine Reihe ganz unterschiedlicher Entwürfe für die Wandoberfläche. Nun ergibt sich für die Studierenden die Gelegenheit, einen dieser Entwürfe in die Realität zu überführen und hier zu erproben.”
Erdwärme und grüne Dächer
Der Rhein-Sieg-Kreis, Bauherr des Projekts, hat sich bewusst auf diesen experimentellen Ansatz eingelassen. Die gesamte Rettungswache ist eine Art modernes Fachwerk, in Lehm- und Holzbauweise. Dachflächen sollen als Gründächer biodivers bepflanzt werden. So entstehen Lebensräume für eine gezielte Auswahl an Pflanzen, die wiederum als Futter für Insekten und Vögel dienen. Die Wärmeversorgung des Gebäudes soll mittels Wärmepumpen sichergestellt werden, die dann Erdwärme nutzen. Gleichzeitig werden Energieüberschüsse aus der PV-Anlage im Sommer zur Wärmerückspeisung verwendet, um den Boden wieder auf die Ausgangstemperatur von vor dem Winter zurückzuführen. Landrat Sebastian Schuster sieht darin ein klares Signal: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind für uns keine Schlagworte, sondern Leitlinien. Holz und Lehm sparen bis zu 60 Prozent Treibhauspotenzial gegenüber Beton oder Ziegel.“
Ein Meilenstein für die Gemeinde
Für Noch-Bürgermeister Mario Loskill ist die neue Rettungswache ohnehin ein „Meilenstein für die Gemeinde“. Der Standort gegenüber dem Rathaus sei zentral gewählt, um die Ausrückzeiten zu verkürzen und die Versorgung im Rettungsdienst zu verbessern. Auf dem 4200 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein moderner Holzrahmenbau mit Fahrzeughalle, Aufenthaltsräumen und Platz für zukünftige Erweiterungen. Besetzt wird die Wache, wie auch die aktuelle im Ruppichterother Hauptort, weiterhin mit dem Vertragspartner Falck. Es werden zwei Rettungswagen (RTW) und ein Reserve-RTW stationiert. Die Kosten von rund 8,6 Millionen Euro trägt der Rhein-Sieg-Kreis. Bis Ende 2026 soll die Wache in Betrieb gehen.
Der Versorgungsbereich der neuen Wache
- Gemeindegebiet Ruppichteroth (ohne Fußhollen, Hönscheid, Litterscheid, Schreckenberg, Stockum und Winterscheider Mühle. Diese Orte werden von der Rettungswache Hennef abgedeckt)
- Gemeindegebiet Eitorf: Hönscheid, Plackenhohn und Rankenhohn
- Gemeindegebiet Much: Bech, Birrenbachshöhe, Bröl, Bruchhausen, Derscheid, Löbach, Neßhoven, Röttgen, Tüschenbonnen, Werschberg und Zeche Aachen
- Gemeindegebiet Neunkirchen-Seelscheid: Hasenbach, Hermerath, Niederhorbach
- Gemeindegebiet Windeck: Altenherfen, Gutmannseichen, Lüttershausen und Ommeroth






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