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Prozessauftakt nach Schießerei in Ruppichteroth

Zehn Schüsse in 52 Sekunden auf den Einbrecher

Von Nicolas Ottersbach | | Blaulicht

Vor dem Bonner Landgericht hat am Mittwoch der Prozess gegen einen 75-jährigen Mann aus Much begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung sowie Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz vor. Der Rentner soll im Februar dieses Jahres auf einen mutmaßlichen Einbrecher geschossen und ihn anschließend brutal attackiert haben. Foto: Der 75-Jährige im Saal des Bonner Landgerichts [Nicolas Ottersbach]

Einbruchsalarm am Handy

Am 20. Februar bemerkte der Angeklagte über eine App auf seinem Smartphone einen Alarm: Eine Kamera auf seinem abgelegenen Grundstück am Waldrand von Stranzenbach, einem Ortsteil von Ruppichteroth, hatte Bewegung registriert. Der 75-Jährige, der in der Nachbargemeinde Much lebt, griff daraufhin zu einer Pistole, für die er keinen Waffenschein besaß, und fuhr direkt zu dem Wohnwagen, den er dort stehen hatte.

Dort traf er auf einen 24-Jährigen, der einen Karton mit zwei Flaschen Alkohol bei sich trug. Der junge Mann flüchtete sofort. Doch anstatt die Polizei zu verständigen, eröffnete der Senior unmittelbar das Feuer.

Zehn Schüsse in 52 Sekunden

Innerhalb von 52 Sekunden feuerte der Angeklagte zehn Schüsse ab. Zwei Projektile trafen den Flüchtenden in den Rücken, eines durchschlug die Lunge. Trotz seiner lebensgefährlichen Verletzungen lief der 24-Jährige weiter, bis ihn der Schütze mit seinem Auto verfolgte, den Weg abschnitt und zu Boden brachte.

Brutale Gewalt

Die Staatsanwaltschaft schildert eine besonders brutale Szene: Selbst als das Opfer bereits blutend am Boden lag, soll der Rentner nicht von ihm abgelassen haben. Immer wieder schlug er demnach mit seiner Waffe auf den Kopf des 24-Jährigen ein, sodass dieser einen Schädelbasisbruch erlitt. Nur das Eingreifen eines Zeugen stoppte den Angriff.

Ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus, wo Ärzte ihm mit einer Not-Operation das Leben retteten. „Die Verletzungen waren abstrakt lebensbedrohlich“, so die Einschätzung der Staatsanwaltschaft.

Geständnis zu Prozessbeginn

Zu Beginn des Prozesses ließ der 75-Jährige über seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen und gestand die Tat. „Die Reaktion meines Mandanten war selbstverständlich völlig übertrieben“, erklärte Strafverteidiger Carsten Rubarth. Sein Mandant bereue die Tat zutiefst. In den vergangenen Jahren sei mehrfach in den Wohnwagen eingebrochen worden, der Angeklagte habe sich damals hilflos und ausgeliefert gefühlt.

Bei seiner Einlassung schilderte der Senior, wie er durch die ständigen Alarme seiner Wildkameras kaum noch habe schlafen können. Zudem sei im Herbst 2024 ein Einbrecher in sein Wohnhaus in Much eingedrungen. Seitdem habe er eine Pistole griffbereit am Nachttisch aufbewahrt – die spätere Tatwaffe.

Waffenarsenal entdeckt

Noch am Tag der Tat nahmen Polizeibeamte den Rentner fest. Bei anschließenden Durchsuchungen stießen die Ermittler auf ein umfangreiches Waffenarsenal. Insgesamt 21 Schusswaffen stellten sie sicher, darunter zwei Maschinenpistolen des Typs Uzi, halbautomatische Pistolen, Revolver, ein Gewehr sowie Schalldämpfer und große Mengen Munition. Viele der Waffen waren laut Angaben des Angeklagten aus dem Nachlass eines verstorbenen Schützenkameraden sowie von Flohmärkten.

Einen legalen Waffenschein besaß der 75-Jährige nicht.

Prozess wird fortgesetzt

Das Gericht will in den kommenden Tagen Gutachten von Rechtsmedizinern anhören und Zeugen vernehmen. Auch das Opfer selbst soll aussagen. Der Angeklagte sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

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