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Seit sechs Jahren 24/7-Gebet in Bröleck

„Die Kapelle gehört dir. Du kannst dich geistig austoben"

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Man hört vielleicht mal einen Balken knarzen oder den Wind vorbeirauschen. Ansonsten herrscht absolute Stille. Es ist auch ein bisschen gruselig, mitten in der Nacht in der nur spärlich beleuchteten Kapelle in leeren Bänken zu sitzen. Aber gerade jetzt zu Weihnachtszeit hat die Ruhe, die der Ort ausstrahlt, auch etwas Besinnliches. Und jeder kann es erleben, wenn er es denn möchte. Foto: Nachts alleine in der Kapelle: Das ist beim 24/7-Gebet in Bröleck möglich. [Nicolas Ottersbach]

Die Kapelle St. Josef ist seit sechs Jahren niemals unbewacht, immer ist mindestens eine Person da. 24 Stunden, sieben Tage die Woche, nutzen Gläubige seit Anfang Dezember 2017 das Gotteshaus, um zu beten und zur Ruhe zu kommen. In der Region ist das einzigartig: Zwar gibt es ähnliche Projekte, aber keines, das so lange und so kontinuierlich fortgeführt wird.

Organisation über Whatsapp

„Für mich als Pfarrer ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass immer einer da ist“, sagt Christoph Heinzen, der das 24/7-Gebet einst nach süddeutschem Vorbild ins Leben rief. Für viele gehöre es mittlerweile zum Tagesablauf, die Kappelle zu besuchen. Ein fester Gebetsplan regelt, wer wann vor Ort ist. Organisiert wird sich über eine Whatsapp-Gruppe.

„Das Besondere ist, dass man die Kapelle komplett für sich alleine hat. Manche singen laut, manche spielen ein Instrument oder beten einfach still und leise“, erzählt Heinzen. Jeder kann die zwei Stunden gestalten, wie er will. „Die Kapelle gehört dir. Du kannst dich geistig austoben.“ Dieses Versprechen lockt nicht nur Ruppichterother an, sondern auch Menschen aus dem Oberbergischen oder Bonn. „Etwa zwei Drittel der Gläubigen kommen aber aus unseren eigenen Reihen“, sagt Heinzen.

Für Notfälle gibt es Springer

Wenn jemand kurzfristig ausfällt, muss Ersatz her. Dafür gibt es Springer – im Notfall kommt auch Pfarrer Heinzen selbst. „Wenn man ankommt, geht man meistens erst einmal ins Gebet“, erzählt ein Ruppichterother, der immer mal wieder einspringt. Regelmäßig die Kapelle aufzusuchen, wäre ihm zu aufwändig. Wie er seine Zeit gestaltet, komme immer auf das Anliegen an. „An manchen Tagen habe ich mir Texte ausgesucht, die ich durchgelesen habe. Es gibt dann aber auch konkrete Dinge, für die ich bete.“ Was immer gleich bleibe: Auch wenn der Tag noch so aufreibend gewesen sei, irgendwann komme man innerlich zur Ruhe. „Das hat man in der Messe, wo viele andere sind, nicht. Das ist regelrechte Erholung.“

Eine andere Ruppichterotherin drückt es drastischer aus: „Du bist hier gezwungen, zur Ruhe zu kommen. Sonst erlebt man täglich eine absolute Reizüberflutung, dass man sich über die wichtigen Dinge, wie die Beziehung zu der selbst, zu deinen Mitmenschen und zu Gott keine großen Gedanken mehr machst.“

Kardinal zu Besuch

Zum Gebets-Jubiläum kam zuletzt auch der Erzbischof Rainer Maria Woelki vorbei und hielt eine Messe. Ein eher unübliches Bild, sonst predigt er schließlich vor Hunderten Besuchern im Kölner Dom. In Bröleck waren es keine Hundert, aber die Bänke waren voll. Auf die Frage, ob das für ihn nicht ungewohnt ist, hatte er einen Bibelvers aus dem Matthäus-Evangelium parat: „Jesus spricht: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Kleine Gemeinden kenne der Kardinal noch aus der Zeit, als er in Berlin predigte. „Dort gibt es viele Diaspora-Gemeinden, das ist ganz ähnlich“, sagt er.

Ruppichteroth habe „etwas ganz Besonderes“, für das er sich auch in der Messe bedankte: Eine so lange Zeit rund um die Uhr zu beten, zeige, dass die Pfarrei lebendig sei und den Glauben lebe.

Wer am 24/7-Gebet teilnehmen möchte, kann sich unter www.katholisch-im-broeltal.de anmelden.

Evangelische Gottesdienste in Ruppichteroth:
24. Dezember, 23 Uhr: Christmette in der evangelischen Kirche
25. Dezember, 9:30 Uhr: Weihnachtsgottesdienst in der evangelischen Kirche
26. Dezember, 9:30 Uhr: Singegottesdienst im evangelischen Gemeindehaus "Die Arche"

Katholische Gottesdienste in Ruppichteroth:
24. Dezember, 23 Uhr: Christmette in St. Severin
25. Dezember, 9:30 Uhr: St. Severin und St. Servatius, 11 Uhr: St. Maria Magdalena
26. Dezember, 9:30 Uhr: St. Severin und St. Servatius, 11 Uhr: St. Maria Magdalena

Kommentare

  • Petra Schwirten
    March 1, 2024 um 9:37 am

    Seit Dezember 2023 von Helga Franken angesprochen habe ich wöchentlich meist Dienstags eine Betstunde übernommen. Möchte diese Stunde nicht mehr missen, sie gibt Kraft und Trost und Zuversicht.

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