Nach der Kommunalwahl ändert sich in Ruppichteroth nicht viel: Die CDU behält ihre absolute Mehrheit im Gemeinderat und Mario Loskill bleibt Bürgermeister. Grafik: Die Verteilung im Gemeinderat [Votemanager]
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Die Kommualwahl hat die Ruppichterother Christdemokraten beflügelt. "Wir sind von dem Ergebnis überwältigt", sagt Ortsvereinsvorsitzender Björn Franken. Im Vergleich zu 2014 konnte die CDU sogar noch mehr Stimmen holen, rund 53,3 Prozent. Damit stellen sie weiterhin die absolute Mehrheit im Rat. "Das ist ein Vertrauensvorschuss", so Franken. Man wolle aber nicht den Rat alleine dominieren, sondern mit allen Parteien zusammenarbeiten. "Das haben wir die letzten Jahre schon gemacht, es kommt auf die Themen an."
Grüne und SPD sehen absolute Mehrheit kritisch
Die Grünen konnten knapp fünf Prozentpunkte auf 16 Prozent zulegen und stellen damit fünf Sitze im Gemeinderat. Sprecher Holger Zacharias ist damit zufrieden. "Für uns bedeutet das in erster Linie, mehr Mitspracherecht zu haben", sagte er. Zacharias zieht erstmals in den Rat ein und will mit weiteren neuen Gesichtern dafür sorgen, dass die Ratsarbeit der Grünen transparenter und besser nach außen getragen wird. Kritisch bewertet er die absolute Mehrheit der CDU. "Das wäre aber auch bei jeder anderen Partei so, weil dadurch alles mit einer Fraktion beschlossen werden kann."
Ralf Voigt von der SPD, die mit 17,1 Prozent weniger Stimmen holte und damit auch nur noch fünf Sitze im Rat hat, sieht das ähnlich. "Eine absolute Mehrheit ist nicht gut. Ich hatte gehofft, dass wir mehr Demokratie wagen können", sagte er. Allerdings hätte die CDU auch viele Anträge seiner Partei mitgetragen. Die Sozialdemokraten hätten sich nicht vom Bundestrend abkoppeln können, das Ergebnis sei aber auch nicht so verheerend wie anderswo.
"Frischer Wind"
Marcel Fels, der für die FDP das erste Mal im Rat sitzt, will "frischen Wind" mitbringen. "Bezahlbarer Wohnraum, Betreuungsplätze in Kitas, Qualität der Schulen, bessere Ausstattung der Spielplätze: Ruppichteroth entwickelt sich gut, dass soll auch weiter so bleiben", sagte der 33-jährige Einzelhandelskaufmann. Aus dem Stand schaffte er erst, 16,3 Prozent der Stimmen zu holen. Insgesamt hat die FDP im Rat drei Sitze, die Linke hat nur noch einen. "Das bedeutet auch, dass die Linke nun im Rat kein Antragsrecht mehr hat. Wir werden nun prüfen müssen, wie wir weiter dafür eintreten können, das soziale Politik in Ruppichteroth nicht unter die Räder gerät", sagt Frnak Kemper von der Linkspartei
Loskill deutlich gewählt
Bürgermeister Mario Loskill war überwältigt, rund 87 Prozent Ja-Stimmen erhalten zu haben. "Das motiviert einen natürlich, weiterzumachen." Anfangs hatte er mit sich gehadert, zum dritten Mal für das Amt zu kandidieren. "Das ist auch immer eine Frage, die man mit seiner Familie klären muss. Es gab viele, die mir gut zugesprochen haben", sagte er. Für die kommenden Jahre sieht er einige Baustellen, die mit dem gesamten Rat angegangen werden müssten. "Ich will die bisherige Arbeit fortsetzen. Es gab viele Projekte, bei denen es Einigkeit gab und die wir gemeinsam beschlossen haben."
Franken und Kemper im Kreistag
Mit Björn Franken (CDU) und Frank Kemper (Linke) sitzen gleich zwei Ruppichterother im Kreistag. Während Franken das Direktmandat für den Stimmbezirk Windeck und Ruppichteroth holte, rückt Kemper über die Reserveliste nach. Die CDU holte insgesamt 39,4 Prozent der Stimmen, die SPD 21,5 Prozent, die Grünen 21,8 Prozent, die FDP 5,7 Prozent, die AfD 4,6 Prozent und die Linke 3,2 Prozent der Stimmen. Landrat Sebastian Schuster wurde mit 53,2 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
Wahlbezirke stimmen sehr unterschiedlich ab
CDU-Hochburg war diesmal der Wahlbezirk Ruppichteroth IV, in dem Rita Winkler antrat und 70 Prozent der Stimmen holte. Die Grünen waren besonders stark in Winterscheid III, knapp 30 Prozent entfielen auf Werner Hainke. Die SPD war in Bezirk Ruppichteroth VI besonders erfolgreich, mit mehr als 25 Prozent. Die Linke fuhr ihr bestes Ergebnis in Schönenberg I mit 7,9 Prozent ein.
Mit 54,4 Prozent war die Wahlbeteiligung etwa auf dem Niveau der Wahl von 2014. Die niedrigste Wahlbeteiligung hatte der Wahlkreis Ruppichteroth VI mit knapp 33 Prozent. Die höchste hatte Winterscheid I mit 65,6 Prozent.
Kommentare
Harald Schiefen
September 19, 2020 um 11:45 am
Melde mich doch nochmal zu Wort. Ich wundere mich schon über den Inhalt der Diskussion in den Kommentaren.
1. Ich für mich möchte mich dann doch eher wieder -wie bei der Landtagswahl- für die hohe Anzahl der AfD-Wähler in den Wahlbezirken 6 + 7 (Kreistagswahl) "fremdschämen". Man kann im amtlichen Mitteilungsblatt vom 11.9.20 nachlesen, welche Strassen/Bereiche hier erfasst sind und dann seine Schlüsse daraus ziehen. Bei dem Zustand dieser Partei ist jedes halbe Prozent eins zuviel!!
2. Solange es keine Wahlpflicht gibt, hat jeder das Recht nicht wählen zu gehen. Aber 33,76 % Wahlbeteiligung im Wahlbezirk 6 ist schon eine Schande!
3. Es wundert mich schon ein wenig, dass die Grünen zwar kein schlechtes Ergebnis haben. Aber aufgrund der Tatsache, dass wir hier in unserer Gemeinde und in den Nachbargemeinden die Auswirkungen des Klimawandels eindeutig zu sehen bekommen (kahle Wälder) müsste man doch erst recht ein Zeichen setzten. Einfluss nehmen kann man leider in der Kommunalpolitik sehr wenig.
Andreas Rottka
September 18, 2020 um 6:04 am
Wähler, die sich in keinem der angebotenen Parteiprogramme wieder finden, haben auch jetzt schon eine Möglichkeit, dies zum Ausdruck zu bringen, und können somit das Wahlergebnis beinflussen. Einfach den Wahlzettel Ungültig machen... Wer allerdings zu faul ist, selbst diese einfache Handlung auszuführen, hat in meinen Augen tatsächlich keinerlei Recht, sich über gewählte Mandatsträger und Parteien zu echauffieren. Vor allem, wenn dank Briefwahl hierfür noch nicht einmal ein Gang in das nächste Wahllokal von nöten ist.
Markus Kaube
September 17, 2020 um 2:49 pm
Ich bin begeistert und bedanke mich für die vielen E-Mails die mich erreicht haben. Eigentlich wollte ich nur aufzeigen dass die tollen Prozentergebnisse nicht viel aussagen, das Absolute Zahlen viel deutlicher das Problem unserer Demokratie wiederspiegeln. Scheinbar gibt es doch viel Mehr aktive und kritische Menschen in Ruppichteroth als gedacht. Mir ist es wichtig, da ich einige der angagierten Menschen aus den verschiedenen Parteien kenne, es geht nicht gegen Euch. Nochmals Danke für die zahlreichen Zuschriften per Mail.
Michael Stommel
September 16, 2020 um 11:28 am
Nun ja, freie Wahlen und das Wahlrecht sind Grundpfeiler einer Demokratie, wie auch das Recht auf eine freie Meinung und deren Äusserung. Ich glaube einst gelernt zu haben das in einer Demokratie alle Macht vom Volk, durch die von ihm gewählten Vertretern ausgeht. Bei einer Kommunal Wahl geht es doch eher um die Geschicke der Komune, weniger um die Bundespolitische Situation, vorallem wenn sich dann auch noch ein Parteiloser Kandidat zur Wahl stellt. Es wurde doch unser Bürgermeister und unser Gemeinderat gewählt ebenso wie unsere Vertreter im Kreistag. Wer als diese Menschen soll denn unsere Belange vertreten? Wenn die nicht Wähler doch den glauben an Politik und Parteien verloren haben, wer hindert Sie denn daran selber etwas zu machen, die Parteien und auch die Gemeinderäte würden sich sicher über Unterstützung und Impulse freuen. Ich persönlich finde das die Verweigerung der Wahlstimme immer eine verschenkte Chance auf eine Verbesserung ist.
Ucky
September 14, 2020 um 9:50 pm
Die ca. 45 Prozent, die nicht zur Wahl gehen, haben nach meinem Dafürhalten auch kein Recht zu Meckern. Also bei der nächsten Wahl runter vom Sofa und dann ins Wahllokal oder Briefwahl machen...
Markus Kaube
September 15, 2020 um 4:29 am
Lieber Ucky, sieh es mal von der anderen Seite, vermutlich ist das ja ein Statement. Vielleicht finden sie sich in keiner Partei wieder. Ein Stück weiter gedacht, die 45 % wären die Partei der Nichtwähler, dann sähen die Prozente der Parteien anders aus. Darum sagte ich ja, Absolute Zahlen währen doch viel interessanter. Demokratie hat nichts damit zu tuen eines der Angebote zu nutzen nur weil es angeboten wird. Denk mal darüber nach, vielleicht waren viele der Nichtwähler einmal Wähler und haben einfach keine Lust mehr auf den Einheitsbrei. Ungeachtet davon, das sich viele nette Menschen in den Parteien engagieren, dürfen auch Nichtwähler meckern. Oder soll Deiner Meinung nach ein Vegetarier Fleisch essen nur weil es angeboten wird. Solange die Meinungen anderer also auch Nichtwähler akzeptiert wird, ist die Demokratie noch gerettet oder vielleicht doch nicht? Runter vom Sofa? nicht meckern? Absolute Zahlen und die Mehrheit der Nichtwähler wird sehen, wie wenige die Geschicke von vielen leiten.
Viktor
September 15, 2020 um 1:15 pm
Eventuell besteht auch die Möglichkeit dass Nichtwähler einen Grund haben nicht zu wählen. Einer wäre, die Regierung koaliert eh so lange bis ihr das Ergebnis passt. Ein Wählerwille ist das allerdings nicht.
Horst Alenfelder
September 15, 2020 um 1:59 pm
@Victor: Welche Koalition in der Gemeinde Ruppichteroth meinen Sie, ist da irgendwas an mir vorüber gegangen?
Viktor
September 16, 2020 um 7:25 am
Das war jetzt nicht auf Ruppichteroth bezogen, sondern allgemein, wie man immer wieder sieht. Es geht auch mehr um den Spruch dass die Nichtwähler kein Recht auf "Meckern" hätten. Ich, als bekennender Nichtwähler, habe ebenso ein Recht auf "Meckern" wie jemand der die Parteien wählt, die uns weiter in den Abgrund führen. Mein Name ist im Übrigen Viktor mit K.
Dirk Düster
September 17, 2020 um 1:16 pm
Meckern ist einfach. Sich engagieren wäre aber auch eine Option.
Viktor
September 20, 2020 um 8:51 am
Das tue ich auch. Allerdings nicht in einer Partei die nur ihr eigenes Wohl in den Fokus stellt. Wie geschrieben, ich bin Nichtwähler weil es keine Partei gibt der ich es zutraue eine Veränderung herbeizuführen. Es ist vom System auch nicht gewollt. Jeder, der etwas verändern möchte wird früher oder später vom System korrumpiert. Das ist so, war so und wird auch leider so bleiben, solange diese Scheindemokratie besteht.
Wenn Sie der Dirk Düster der SPD sind, der sich für bezahlbarem Wohnraum einsetzt, frage ich Sie: Wo ist er? Ich suche seit gut einem Jahr eine Wohnung im Raum Ruppichteroth. Wenn ich aber mehr als 50% meines Gehaltes für Miete mit Nebenkosten einsetzen muss, kann irgend etwas nicht stimmen. Und es liegt garantiert nicht an meinem Einkommen.
Das ist nur ein Punkt von vielen. So, genug "gemeckert" für heute. Allen noch einen schönen sonnigen Sonntag.
Dirk Düster
September 20, 2020 um 2:59 pm
Gut recherchiert und den Richtigen gefunden. Lassen Sie mich auf Ihre Argumente eingehen:
- 'Meckern ist einfach.' war allgemein und nicht auf Sie bezogen. Hatte ich aber auch nicht so geschrieben.
- Wir von der SPD-Ruppichteroth sind kommunalpolitisch tätig und das in der kleinsten Gemeinde im RSK. Da erklären Sie mir mal an welcher Stelle wir unser eigenes Wohl in den Fokus stellen? Oder zielen Sie auf die immense Ehrenamtspauschale an, die wir bekommen?
- Bezahlbarer Wohnraum ist immer noch unser Anliegen und dafür tun wir alles was wir können, aber das ist bei den aktuellen Mehrheitsverhältnissen schwierig. Dies könnte wohl auch an der großen Zahl von Nichtwählern liegen? Desweiteren ist sowas auch bei entsprechendem Konsens nicht so schnell umzusetzen. (Suche nach Flächen, Planungen, Investoren, Handwerker, Genehmigungen - nicht alles die Schuld der bösen Politik)
Ich finde es prima, dass Sie sich engagieren, aber es gibt halt Themen, die sich nur politisch lösen lassen. Da hilft dann ein anders geartetes Engagement wenig. Grundsätzlich können wir über Ihr Argument des bösen 'Systems' gerne weiter diskutieren, aber doch nicht auf unserer kleinen kommunalen Ebene. Da müssen wir schon eher nach Düsseldorf oder Berlin schauen.
Sollten Sie an einem weiteren Austausch interessiert sein, keine Angst, ich versuche Sie nicht zu bekehren, ich bin nur interessiert und neugierig, so besuchen Sie uns doch einmal an einem der kommenden Dienstage, zwischen 18:30 und 20:30 Uhr im SPD-Büro in der Wilhelmstr. 6. Ich würde mich freuen!
Viktor
September 21, 2020 um 9:50 am
Genau, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum liegt an den Nichtwählern. Nichtwähler sind das Ergebnis verfehlter Politik, besonders die der SPD. An einem Austausch auf dieser Ebene bin ich nicht interessiert, zumal man bestimmt vermummt in Ihr Büro kommen muss. Schöne Woche noch.
Markus Kaube
September 14, 2020 um 5:10 pm
Prozentzahlen hören sich wirklich toll an. Was wäre denn mal mit Dreisatz? Einfach mal die absoluten Zahlen veröffentlichen!? Dann sehen die Zahlen ganz anders aus. Nichtwähler gehören auch zur Demokratie. Die werden immer vergessen. Macht doch mal den Anfang und zeigt die wahren Wählerstimmen! Gehört auch zur Demokratie. Oder nicht? Danke
Jörg Bosbach
September 15, 2020 um 2:51 pm
Herr Kaube. Wenn Sie diese Info benötigen, verwenden Sie Ihren angesprochenen Dreisatz an und rechnen es sich selbst aus. Es gibt immer Menschen, denen man es nicht Recht machen kann.
Markus Kaube
September 16, 2020 um 4:30 pm
Herr Bosbach, nicht sehr konstruktiv. Ich berechne dies seit Jahren, nach jeder Wahl und es geht hier gar nicht nur um diese Wahlen. Wenn Sie mein Anliegen verstanden hätten, würden Sie mich nicht indirekt angreifen. Es freut mich, dass Sie zufrieden sind. Ist ja auch Ihr Recht. Was auch Sie wieder an den Tag legen, wer nicht Ihrer Überzeugung ist, dem kann man es nicht recht machen und hat von Demokratie nichts verstanden. Ich wünsche Ihnen alles gute.
Michael Stommel
September 17, 2020 um 5:19 pm
Geehrter Hr. Kaube, jeder hat ein Recht zu meckern, Sie ich und auch andere das steht fest. Was ich nicht verstehe (und ich denke das ich da nicht alleine bin) welche Art von Regierung Sie denn anstreben, ist es das System der Mehrparteien, oder die Art der Demokratie die hier wie in den meisten Europäischen Ländern gelebt wird, oder fühlen Sie sich einfach unwohl wenn ein Politiker sich für die Belange der Mitmenschen einsetzt. Sicherlich haben Sie Recht wenn Sie sagen das die Nicht Wählerschaft die eigentliche Mehrheit hat, aber wie hilft das weiter, was kommt da, wo sind die Politischen Impulse und vor allem wie hilft es unser Land zu ändern? Ich würde gern verstehen was Sie und ihre Mitstreiter damit meinen wenn Sie sich verweigern. Gruss M.Stommel