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Kreissparkasse Winterscheid geschlossen, VR-Bank Schönenberg folgt

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Die Winterscheider Filiale der Kreissparkasse ist schon seit zwei Wochen komplett leergeräumt. Am 18. Februar macht auch die VR-Bank in Schönenberg dicht. Dort bleibt nur ein Geldautomat. Foto: Die Sparkasse in Winterscheid und die VR-Bank in Schönenberg [Nicolas Ottersbach]

Egal, um welches Bankinstitut es geht: Sowohl die Sparkassen, als auch die Volks- und Raiffeisenbanken ziehen sich immer mehr aus der Fläche zurück. Und auch die Gründe sind dieselben. Während der Vorstand der VR-Bank Rhein-Sieg von "verschärften Marktbedingungen mit einer andauernden Null-Zins-Politik sowie zunehmender Technisierung und Digitalisierung" spricht, formuliert es die Kreissparkasse ganz unverblümt: "Ausgangspunkt der Neustrukturierung ist das veränderte Kundenverhalten bei Bankgeschäften. Nur noch zwei Prozent der Kunden nutzen ausschließlich die Filiale vor Ort."

Vier Kriterien entscheiden

45 kleinere und wenig besuchte KSK-Filialen sind Mitte Januar geschlossen worden. Ausgewählt wurden die Filialen nach einem Katalog aus sechs Kriterien, wovon vier erfüllt sein mussten, wenn eine Schließung in Betracht kam. Dazu zählten unter anderem die Kundenfrequenz, die Zahl der Girokonten, die Nähe zu einer anderen Filiale und die Wirtschaftlichkeit. Unter ähnlichen Gesichtspunkten hatte man sich auch schon vor einigen Jahren von der Filiale in Schönenberg verabschiedet. Stattdessen macht dort ein mobile Filiale halt, die jetzt auch dienstangs von 14:40 bis 15:40 in die Ringstraße in Winterscheid kommen wird. Das bisherige Bankgebäude will die KSK verkaufen.

Auch der "starke Partner vor Ort" schwächelt

Für die damalige Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth war der Rückzug der KSK in gewisser Weise ein Segen: Man konnte sich als "starker Partner vor Ort" profilieren. Alle Filialen wurden mit persönlichen Beratern erhalten, sogar nach der Fusion mit der größeren VR-Bank Rhein-Sieg. Doch auch dort wird umstrukturiert, was sich für den Kunden nun erstmals offen zeigt. Zwar bleibt in Schönenberg ein Geldautomat erhalten. Die persönlichen Berater ziehen jedoch in die Ruppichterother Geschäftsstelle um. Wie man die leerstehenden Räume nutzen werde, sei derzeit noch nicht klar. Die Filiale in Winterscheid soll unberührt bleiben. Doch diese Aussage wurde einst auch für Schönenberg getroffen.

Klar ist: In Zeiten des Onlinebankings rechnet sich das dichte Netz der Bank-Filialen immer weniger. Die regionalen Geldhäuser reagieren deshalb - mit Filialschließungen, Fusionen und dem Ausbau der digitalen Angebote. Durch die bei Fusionen entstehenden Schnittmengen können Verwaltungsgebühren gespart werden, Online-Banking spart Personal. Wer sich am PC durch die Kreditberatung klickt, muss nicht direkt durch einen Mitarbeiter beraten werden.

Geringere Zinsen bedeuten geringere Gewinne

Und dann ist da noch die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank. Auf der einen Seite ist das gut für die Geldhäuser, weil sich viele Menschen Geld bei ihnen leihen. Auf der anderen ist es ein Dilemma. Denn neben den Krediten, den die Banken an ihre Kunden vergeben, gibt es noch ein zweites wichtiges Standbein: Sie versuchen, die Ersparnisse ihrer Kunden gewinnbringend anzulegen. Doch das läuft immer schlechter. Sparkassen und Volksbanken haben ein ähnliches Problem wie ihre Kunden. Wer auf sichere Wertpapiere setzt, erwirtschaftet durch die Zinsen nicht mehr so viel Geld, wie noch vor einigen Jahren.

Je kleiner das Geldinsitut ist, desto schwieriger wird es, auf dem Markt zu bestehen. Denn in Modernisierungen muss dennoch investiert werden. Die Antwort darauf sind Zusammenschließungen. So, wie sich die Kreissparkasse Köln vor Kurzem ihr Pendant in Bad Honnef einverleibt hat, wird 2020 die VR-Bank Rhein-Sieg mit der Volksbank Oberberg fusionieren - sofern die Mitgliedsversammlungen zustimmen.

Bürgermeister: "Das ist bedauerlich."

Viele Kunden sehen die Ausdünnung des Filialnetzes kritisch. Gerade älteren Menschen, von denen es auch in Ruppichteroth immer mehr gibt, fallen wichtige Ansprechpartner weg. Dieses Argument führte auch eine Initiative in Winterscheid an, die Unterschriften für den Erhalt der Sparkassenfiliale sammelte. Auch Bürgermeister Mario Loskill setzte sich dafür ein - vergebens. "Das ist für eine ländliche Kommune, die ohnehin schon strukturelle Nachteile hat, natürlich bedauerlich", sagt er. Man müsse aber auch akzeptiere, dass eine Bank nach wirtschaftlichen Kriterien urteile. "Wenn man in diesem Fall knallhart nach Zahlen geht, gibt es für den Erhalt keine Chancen." Er ist aber sicher, dass die Banken im Hauptort Ruppichteroth stark vertreten bleiben werden.

 

Kommentare

  • Dirk Düster
    February 7, 2019 um 1:54 pm

    Da stelle ich mir die Frage, wieso ich noch Kunde bei der KSK bleiben soll? Ich bezahle monatlich Kontoführungsgebühren. Die damalige Argumentation vom 'persönlichen Service vorort' zieht nun nicht mehr. Und der mobile Service einmal in der Woche mag für Kunden passen, die Bargeld benötigen und keine andere Möglichkeit haben, aber ich bin in den angekündigten Servicezeiten berufstätig.

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