Die beiden Schüler Benedikt Löbach und Jakob Happ sind in den Sommerferien mit dem Trecker von Ruppichteroth bis nach Borkum gefahren. Mancher ärgerte sich über die Spitzengeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern, die meisten begrüßten sie jedoch euphorisch. Fotos: Die Schüler Benedik Löbach (links) und Jakob Happ sind mit ihren Treckern von Ruppichteroth nach Borkum gefahren [Privat]
Wieviel Sprit verbraucht ein Trecker eigentlich auf 100 Kilometer? Die Schulfreunde Benedikt Löbach (17) und Jakob Happ (17) habe diese Frage auf ganz pragmatische Weise gelöst. In 13 Tagen sind sie mit ihren beiden Oldtimer-Treckern rund 400 Kilometer gefahren und haben jeweils rund 30 Liter Diesel verbrannt. „Wir dachten, dass wir mehr verbrauchen“, sagt Löbach. Dennoch begleitete sie eine gewisse Unsicherheit, weshalb immer fleißig nachgetankt wurde. Bei Löbach etwas häufiger: Sein Kramer KB12 von 1953 hat einen etwas kleineren Tank als der Deutz D15, Baujahr 1959, von Happ. Die Zahlen stehen übrigens für die PS-Zahlen und sind, wenn man es nicht eilig hat, offenbar vollkommen ausreichend.
Es gilt Überholverbot
„Wir überholen uns nicht“, sagt Löbach. Obwohl die Schlepper sich schon unterscheiden: Am Berg ist sein Freund schneller, auf der geraden hat Löbach die bessere Übersetzung. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei rund 20 Stundenkilometern. „Aber es ist nicht gut, wenn der Motor so stark arbeitet. Unsere Reisegeschwindigkeit liegt bei etwa 15 Km/h.“ Um die Maschinen nicht zu überfordern und vor allem Pannen zu vermeiden, haben die beiden eine ganz eigene Routine entwickelt. Bevor es nach jeder Station losging, ließen sie die Trecker erst einmal richtig warmlaufen. „Denn wir hatten ja auch noch Anhänger hinten dran, das heißt, schon beim Losfahren ist die Last groß.“
Auf die Tour haben sie sich schon länger vorbereitet. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie verschoben, die Pläne hatten sich aber nicht geändert. Inspiriert wurden sie von Deutz-Willi, einer Art Schlepper-Legende, der mit seinem Trecker 8000 Kilometer bis ans Nordkap fuhr. „Da habe ich Jakob gefragt, ob wir nicht auch mal so eine Tour machen wollen“, erzählt Benedikt Löbach. Und so war es dann auch.
Alles wichtige in zwei Anhängern verstaut
Neben den Treckern, die ihren Vätern gehören und an denen sie auch selbst schrauben, waren ihre wichtigsten Begleiter die beiden Planen-Anhänger. „Einen haben wir uns mit einem Hochbett zum Schlafen ausgebaut“, erzählt Löbach. Und das habe auch erstaunlich gut funktioniert. Im anderen transportierten sie unter anderem Stühle, einen Pavillon, Werkzeug, Kochutensilien und eine Kühlbox. Unter dem Trecker wurde ein Safe versteckt, ein Zusatzbehälter auf der Deichsel sicherte die Wasserversorgung.
Dank der Ausstattung konnten sie nahezu überall Rast machen. Erinnerungsfotos zeigen die perfekte Camping-Idylle im Sonnenuntergang, fernab von Trubel, den sie sonst so auf der Tour erlebten. Jeden Tag saßen sie vier bis fünf Stunden auf dem Bock. Dank Kissen und guter Federung war das aber kein Problem. Nur in Emden, wo sie drei Nächte auf einem Wohnmobilplatz in Nähe des Fähranlegers verbrachten, legten sie einen Wellness-Tag ein. „Es ging Zickzack über die Straßen, die Stationen hatten wir vorher festgelegt“, sagt Benedikt Löbach. Wenn ihnen etwas vor Ort nicht gefiel, rollten sie einfach etwas weiter. Den Weg wiesen Handy und Tablet.
Keine Pannen, aber ein kaputtes Handy
„Klar waren manche genervt, wenn wir so langsam auf der Landstraße unterwegs waren“, erzählt Löbach. Aber die positiven Situation überwogen. „Viele haben gehupt und uns gegrüßt. Auch die Leute am Straßenrand fanden das cool.“ Als sie in Borkum von der Fähre rollten, eilte ihnen ihr Ruf bereits voraus: Einige hatten von der Tour gehört und sprachen sie direkt darauf an. Auch auf der Fähre gab es einige Sprit-Gespräche.
Von Pannen hatten sie jedoch wenig zu berichten: „Es gab keine“, sagt Benedikt Löbach. Dass die Oldtimer so gut durchhalten, hatte sie selbst überrascht – eine wirkliche Alternative gab es aber auch nicht. „Wir hatten nicht großartige Ersatzteile wie eine Lichtmaschine an Bord, dafür aber eine Keilriemenspanner und Sicherungen“, erzählt er. Denn der Keilriemen betreibt die Wasserpumpe seines Kramer – wäre die ausgefallen, wäre die Tour im Eimer gewesen. Zur Not hätten sie jedoch einen Tieflader als Abschlepper organisieren oder sich gegenseitig abschleppen können. Das einzige, was schlapp machte, war die moderne Technik. Schon nach wenigen Tagen ging Löbachs Handy kaputt.
Nächstes Jahr steht das Abi an
Auf dem Campingplatz auf Borkum bekamen sie dann noch Besuch von Schulfreunden, die dort einige Tage mit ihnen verbrachten. „Darauf haben wir uns am meisten gefreut“, sagt Löbach. Trotz der schönen Momente soll das erst einmal die letzte Treckertour gewesen sein, das Nordkap steht für sie nicht zur Debatte. Im nächsten Jahr steht auch das Abi an. Die Rückreise wird jedenfalls deutlich schneller: In vier bis fünf Tagen wollen sie es in die Heimat schaffen.
Kommentare
Ralph Müller
July 18, 2022 um 11:16 am
Hallo ihr zwei, das finde ich echt cool. Nach dem Motto "Mut kann man nicht kaufen". In dem Alter so eine Tour zu unternehmen finde ich jedenfalls sehr mutig. Was kann da alles schief gehen?
Und das ohne Defekt bis jetzt. Das geht nur mit guter Vorbereitung. Ihr habt bestimmt ne Menge zu erzählen, wenn ihr wieder im Ländchen seid. Ich wünsche euch noch eine gute Heimfahrt.
Gruß Ühm
Herbert Klein
August 10, 2022 um 8:07 pm
Einfach toll, ich habe immer von so einer Fahrt geträumt, die Zeit hat mich überholt ich bin jetzt 83, macht weiter nach eurem Abitur.
Erika Justen
July 16, 2022 um 8:09 pm
Töfte, euer Törn, genauso Durchhalte fürs Abi! Gute Heimfahrt und Erfolg fürs Abitur! E. Justen, Wohnmobilistin.