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Waldemar W. aus Ruppichteroth

Ehemaliger Pfarrer unter Missbrauchsverdacht begeht Selbstmord

Von unserer Redaktion | | Blaulicht

Pfarrer Waldemar W., der viele Jahre in Ruppichteroth tätig war, steht im Verdacht, in den 1990er Jahren einen Jungen missbraucht zu haben. Nachdem er vergangene Woche von seinen priesterlichen Aufgaben entbunden worden war, nahm er sich am Wochenende in seinem Haus in Ruppichteroth das Leben.Foto: Die unbeleuchtete Kirche in Ruppichteroth. [broeltal.de]

Am vergangenen Wochenende wollte das Erzbistum Köln den Fall öffentlich machen: Waldemar W. (62) soll in seiner Zeit als Kaplan in Wuppertal und Solingen einen Jungen sexuell missbraucht haben. Die Kirche hatte deshalb Anzeige bei der Bonner Staatsanwaltschaft erstattet. In den Messen wäre ein sogenanntes Proklamandum zu Pfarrer W. verlesen worden. Diejenigen, die jemals verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder selbst Opfer sexuellen Missbrauchs geworden waren, sollten sich beim Erzbistum melden. Doch dazu kam es nicht mehr. W. hatte in seinem Haus in Ruppichteroth Selbstmord begangen, das Proklamandum wurde deshalb zunächst zurückgezogen.

16 Jahre Pfarrer in Ruppichteroth

W. war in seinen Stationen als Geistlicher von vielen geschätzt worden. Vor allem im Bröltal, wo er von 1997 bis 2013 Pfarrer in Ruppichteroth und zusätzlich von 2002 an Pfarrer in Schönenberg und Winterscheid war. Bei gesellschaftlichen Anlässen war er stets anwesend, vom runden Geburtstag bis zur Einweihung der Kunstrasenplätze, und kümmerte sich um die Messdiener. Umso rätselhafter war sein Abgang "aus persönlichen Gründen, um kürzer zu treten", wie es damals hieß. Der mittlerweile verstorbene Erzbischof Joachim Meisner hatte seinem Antrag auf Entpflichtung von seinen Aufgaben in den drei Bröltal-Gemeinden St. Severin Ruppichteroth, St. Maria Magdalena Schönenberg und St. Servatius Winterscheid stattgegeben. W. wechselte ohne großen Abschied auf eine Pfarrvikar-Stelle nach Kerpen und tauchte dort, wie Gemeindemitglieder berichten, "völlig unvermittelt" auf. Man war jedoch froh über seine Unterstützung, er blieb bis 2016. In seinem Ruhestand wohnte W. zwar wieder in Ruppichteroth, wurde dort aber nicht tätig. Stattdessen nahm er ab 2019 als Subsidiar am Gemeindeleben in Neunkirchen teil.

Opfer meldete sich im Dezember

Laut des Erzbistums Köln, das am Montag eine Pressemitteilung veröffentlichte, und der Staatsanwaltschaft Bonn, soll der sexuelle Missbrauch an einem jugendlichen Minderjährigen zwischen 1992 und 1997 geschehen sein. Von 1992 bis 1993 war W. Kaplan in Wuppertal, von 1993 bis 1997 Kaplan in Solingen. Zuvor, von 1989 bis 1992, war W. Kaplan in Bergisch Gladbach. Das Opfer, das heute Mitte 30 ist, habe sich im Dezember 2020 an das Erzbistum gewandt. Zur Klärung leitete das Erzbistum Köln im Januar 2021 die vorgeschriebene kirchenrechtliche Voruntersuchung ein, "zu der ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen gehört, welches Mitte Januar erfolgte", so das Erzbistum. Der gesamte Fall wurde schließlich am 3. Februar mit der "Bitte um rechtliche Prüfung und Einleitung der notwendigen Schritte" an die Staatsanwaltschaft Bonn weitergeleitet.

W. von allen Aufgaben entbunden

Vergangene Woche war W. vom Erzbistum von seinen Aufgaben entbunden worden. "Dem Pfarrer waren die Ausübung des priesterlichen Dienstes sowie der Kontakt zu Kindern und minderjährigen Jugendlichen untersagt worden", heißt es vom Erzbistum. Bei der Übergabe des Dekrets hatte man ihm "seelsorgerische und psychologische Unterstützung" angeboten.

Laut eines Sprechers der Staatsanwaltschaft hätten in dieser Woche die Ermittlungen durch die Polizei begonnen, bei denen auch das Opfer vernommen werden sollte. Durch den Tod des Verdächtigen würden die Ermittlungen gegen ihn nun jedoch eingestellt. In der Regel wird die Strafbarkeit von Toten nicht geprüft, da eine Strafverfolgung nicht mehr möglich ist. Das Erzbistum Köln will den Fall dennoch aufarbeiten. "Auch wenn der beschuldigte Pfarrer unterdessen verstorben ist, wird das Erzbistum Köln dem Fall weiter nachgehen und ihn vollumfänglich aufklären", heißt es.

"Große Bestürzung"

"Die uns hier vor Ort erreichenden Informationen über den ehemaligen Pfarrer von Ruppichteroth, Schönenberg und Winterscheid lösen bei vielen Menschen vor Ort, bei unseren Gemeindemitgliedern und auch bei mir persönlich große Bestürzung aus", sagt Pfarrer Christoph Heinzen, der die Ruppichterother Gemeinde seit 2014 leitet. "Angesichts der schlimmen Vorwürfe, die in diesem Zusammenhang im Raum stehen, sind unsere Gebete und unser Mitgefühl bei allen Betroffenen. Wir Seelsorger vor Ort werden die aufkommenden Fragen der Menschen in unseren Kirchengemeinden aufgreifen und stehen den Betroffenen zur Seite."

Dem Erzbistum Köln sei es wichtig, "jedem einzelnen potenziellen Betroffenen die notwendige Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen". Daher würden am kommenden Wochenende an allen bisherigen Einsatzorten des Pfarrers Aufrufe veröffentlicht, um mögliche weitere Betroffene zu ermutigen, sich zu melden.

Hilfsangebote

Das Erzbistum Köln möchte Betroffene/ und oder Zeugen von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt ausdrücklich ermutigen und bitten, sich an diese  externen Ansprechpersonen zu wenden: Petra Dropmann,01525/2825 703, petra.dropmann(at)erzbistum-koeln.de und Dr. Hans Werner Hein, 01520/1642 394, hans-werner.hein(at)erzbistum-koeln.de.

Unterstützung bekommen Betroffene auch beim Hilfetelefon sexueller Missbrauch unter 0800/22 55 530 und www.hilfeportal-missbrauch.de.

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Sie denken an Suizid, machen sich um jemanden Sorgen oder haben einen Menschen aufgrund eines Suizidtodesfalls verloren? Die Telefonseelsorge bietet Gespräche, Hilfen sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation an unter den Telefonnummern: 0800 1110111 und 0800 1110222 sowie im Internet unter: www.telefonseelsorge.de.

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