Bei der anstehenden Bürgermeisterwahl in Ruppichteroth im September werden voraussichtlich drei Kandidaten auf dem Wahlzettel stehen. Neben Matthias Jedich (CDU) und Manuela Nahs (SPD) hat sich nun auch Ralf Wüllenweber als Parteiloser entschieden, anzutreten. Foto: Ralf Wüllenweber in seinem Fahrrad-Geschäft in Ruppichteroth. Damit es auch im Falle eines Sieges läuft, hat er jetzt schon Unterstützung. [Nicolas Ottersbach]
Sollte Ralf Wüllenweber die Wahl zum Bürgermeister gewinnen, müssten sich seine Amtskollegen für einen privaten Besuch kaum umgewöhnen. Der amtierende Gemeindechef Mario Loskill wohnt nur ein paar Häuser entfernt im Dorf Ennenbach. Ob er sich schon Tipps von ihm geholt hat? Wüllenweber lacht. „Ne!“ Die Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kommt, hat auch etwas mit seiner Motivation für die Kandidatur zu tun. Für den 58-Jährigen ist die Lage in der kleinsten Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis kritisch. "Ich sehe, wer sich zur Wahl stellt, und ich sehe, was hier passiert", erzählt er. So viel sei verraten: Für ihn verheißt das nichts Gutes.
Tief im Ort verwurzelt
Politische Erfahrung in der Kommunalpolitik hat er bisher nicht gesammelt, doch als langjähriger Bürger der Bröltalgemeinde ist er vielen bekannt. Wüllenweber lebt seit vielen Jahren mit seiner Frau Andrea in Ennenbach. Wer ihn nicht durch die Feuerwehr kennt, trifft ihn bei den Alten Herren des Fußballvereins Bröltaler SC oder auf dem Rennrad. Wüllenweber, groß gewachsen und mit seiner kräftigen Statur eine Erscheinung für sich, was auch am eigenen Fitnessraum im Haus liegen mag, ist stolz darauf und froh darüber, in Ruppichteroth zu leben.
Seine Familie hat eine lange Geschichte im Ort: Bereits seine Urgroßmutter führte das erste Lebensmittelgeschäft in Ruppichteroth, das später von seiner Großmutter als „Büdchen" weitergeführt wurde. Seit 2010 ist Wüllenweber selbstständig mit „Ralf's Rad-Service“ in der Burgstraße, mitten im Ort.
Den Einzelhandel stärken
Der Rückgang des lokalen Einzelhandels ist auch deshalb eines seiner zentralen Anliegen: "Die kleinen Geschäfte verschwinden, und es wird zu wenig dagegen unternommen", sagt er. So gebe es beispielsweise keinen traditionellen handwerklichen Bäcker mehr, nachdem Schmitz und Engelmann geschlossen haben.
Als Bürgermeister möchte Wüllenweber mit den Eigentümern leerstehender oder bald freiwerdender Ladenlokale in den Dialog treten und sie bei der Suche nach Nachfolgern unterstützen. Falls ein einzelner Betreiber nicht ausreiche, schlägt er Kooperationsmodelle vor, um Läden gemeinsam weiterzuführen. „Ich denke da zum Beispiel an genossenschaftliche Modelle“, sagt er.
Diese Themen sind ihm wichtig
Wüllenweber sieht an vielen Stellen Handlungsbedarf. Die Freiwillige Feuerwehr, bei der er fast 38 Jahre aktiv war, müsse besser aufgestellt werden. So wirft er die Frage auf, ob man ältere Gerätschaften durch Reparatur nicht auch länger im Dienst behalten könnte, um zu sparen. Ebenso fehle es an betreutem Wohnen und Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen. Das Bröltal-Bad sei seiner Meinung nach zu oft geschlossen, und viele Straßen in einem schlechten Zustand. Wüllenweber ist kein Mann großer Worte, sondern redet gerne frei Schnauze. „Wenn ich die Mucher Straße hochfahre, haut es mir die Federbeine raus.“ Zudem könne er sich gut vorstellen, in Ruppichteroth ein Ärztehaus zu etablieren. Die Politesse, die den Verkehr kontrolliert, hält er dagegen für überflüssig in einer so kleinen Kommune. "Im Hallenbad wäre mehr Personal besser aufgehoben", kommentiert er dazu. Ein Lösung dafür, wie Ruppichteroth den Haushalt sanieren soll, hat er noch nicht. Damit könne man sich erst richtig beschäftigen, wenn man im Amt sei.
"Ich kenne die Menschen und weiß, wie die Gemeinde funktioniert“
Trotz fehlender Verwaltungserfahrung ist Wüllenweber überzeugt, die Leitung der Gemeinde übernehmen zu können. Der gelernte Autoschlosser arbeitete einst bei Huwil, stieg bei Zweirad Feld zum Chefmechaniker auf und eröffnete dann sein Geschäft. Aus dem will er sich im Fall eines Wahlgewinns zurückziehen, für Nachfolge sei jedoch gesorgt.
Dass er im Gemeinderat ohne eigene Fraktion arbeiten müsste, schreckt ihn nicht ab: „Ich komme aus Ruppichteroth, ich kenne die Menschen und weiß, wie die Gemeinde funktioniert.“ Die für seine Kandidatur notwendigen 150 Unterstützer-Unterschriften will ab sofort in seinem Geschäft sammeln.
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