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CDU-Kandidat 2025

Warum dieser 38-Jährige Bürgermeister von Ruppichteroth werden will

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Schaut man sich die reinen Zahlen an, sieht es nicht so gut für die Gemeinde Ruppichteroth aus. Sie ist die kleinste Kommune im Rhein-Sieg-Kreis, ist verschuldet und steckt mitten in einer Finanzkrise, hat wenig Gewerbe und somit kaum Möglichkeiten, sich mit eigener Kraft aus dieser Lage herauszumanövrieren. Wer hier Bürgermeister ist, ist vor allem ein Mängelverwalter, der auf der Glatze Locken drehen muss. Foto: Matthias Jedich inmitten des CDU-Vorstandes beim Pressetermin in der Maro-Kochschule. [Nicolas Ottersbach]

Dass die Christdemokraten mit dem "Friseur", dem amtierenden Bürgermeister Mario Loskill, nicht mehr zufrieden sind, daraus machen sie keinen Hehl, erst recht nicht, seit es um die horrende Hebesatzerhöhung der Grundsteuer B vor einigen Monaten ging. Für den CDU-Vorstand um Björn Franken, der auch Landtagsabgeordneter ist, war das eine Zäsur: An diesem Punkt sei klar gewesen, einen eigenen Bürgermeister präsentieren zu müssen.

Gebürtiger Waldbröler, der in Winterscheid lebt

Die Wahl viel auf Matthias Jedich. Der 38-Jährige kommt gebürtig aus Waldbröl, besuchte in der Ruppichterother Nachbarstadt das Gymnasium und fand dort seine Liebe: Eine Winterscheiderin, und dann auch noch die Tochter des langjährigen Feuerwehrchefs Ferdi Lückerath. „Dadurch bin ich mit vielen Menschen aus Ruppichteroth in Kontakt gekommen, er kennt ja jeden“, sagt Jedich. Während des Jura-Studiums in Bonn lebte das Paar in der Bundesstadt, 2013 ging es dann nach Winterscheid. Jedich wurde Volljurist, Partner in einer Anwaltskanzlei und gestaltete deren Digitalisierung mit, wie er erzählt. Mittlerweile haben die Jedichs zwei Söhne.

CDU-Mitglied wurde Jedich schon während des Studiums. Später engagierte er sich in der Ruppichterother CDU und ist mittlerweile Fraktionsgeschäftsführer der Ratsfraktion und ist sachkundiger Bürger. Ehrenamtlich engagiert er sich für das Regionale 2025-Projekt Denkschmiede, das aktuell einen zweiten Standort in Ruppichteroth errichtet. „Er ist ein wahrer Glücksgriff. Als Jurist bringt er die besten Voraussetzungen mit, um eine kommunale Verwaltung erfolgreich zu führen“, sagt Franken über ihn.

Er wollte immer Jurist sein - und jetzt Bürgermeister

Und was sagt Jedich dazu? Er wirkt anfangs noch etwas unsicher, aber nicht nervös, als er in der Maro-Kochschule bei einem Pressegespräch seine Ziele und Ambitionen vorstellt. Er begrüßt mit einem festen Händedruck, trägt einen karierten Anzug, aber ohne Schlips. Je mehr er erzählt, desto mehr merkt man, wie er hinter diesem potenziellen, neuen Job steht. „Ich habe mich dafür entschieden, als selbstständiger Rechtsanwalt zu arbeiten, um mich auf den Wahlkampf konzentrieren zu können.“ Und das, obwohl sein Lebensziel gewesen sei, in einer eigenen Kanzlei zu arbeiten. Er will keine halben Sachen machen, nicht als Rechtsanwalt und auch nicht als Bürgermeister.

Woher kommt sein Sinneswandel? „Unsere Gemeinde ist für mich und meine Familie Heimat. Hier sind wir zuhause - für uns ist hier der schönste Ort zu leben“, sagt Jedich. Deshalb sei es ihm „ein Herzensanliegen“, dass sich die Gemeinde positiv entwickelt. „Die Schlagzeilen, mit denen Ruppichteroth in den vergangenen Jahren von sich reden machte, haben mich gestört.“ Ja, es gebe „gewaltige Herausforderungen“ und ja, es ist „auch die kleinste Kommune des Kreises“. „Aber wir sind auch eine sehr lebens- und liebenswerte Gemeinde, mit tollen Menschen.“

So will Jedich die Gemeinde fit für die Zukunft machen

Für ihn stellt sich eine wichtige Frage: „Wollen wir den Status quo verwalten oder richten wir den Fokus darauf, dass sich Ruppichteroth entwickelt, dass wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir gestalten können?“ Die Antwort gibt er sich im Satz darauf. Es braucht einen Plan, eine Vision für die Gemeinde. „Wir haben aktuell keine richtige Wirtschaftsförderung.“ Die sei aber zwingend notwendig, um die Bedarfe der Unternehmen zu erkennen und darauf zu reagieren – beispielsweise mit neuen Gewerbegrundstücken. Einen separaten Wirtschaftsförderer brauche es dafür in einer kleinen Gemeinde wie Ruppichteroth nicht, für Jedich ist das Chefsache. Genauso, wie die Digitalisierung voranzutreiben, um einerseits bürgerfreundlicher zu werden und andererseits Ressourcen einzusparen, die dann anders verteilt werden können.

Große Pläne, aber kein Geld

Man kann noch so viele Pläne haben: Ohne Geld bringen die besten Visionen nichts. Wie will er trotz klammer Kassen etwas gestalten? „Fördertöpfe.“ Andere Kommunen wie Windeck, das finanziell noch schlechter dastehe als Ruppichteroth, würden viele Förderungen abgreifen, mit denen Infrastrukturprojekte angegangen werden. Auch in der Gemeinde gebe es schon Beispiele, wie den neu gestalteten Dorfweiher in Winterscheid oder den Spielplatz in Oberlückerath. 

Fördermittel zu erhalten, sei zeitgemäß, auch wenn es generell ein Umdenken bei der Finanzierung der Kommunen seitens Bund und Ländern geben müsse. Erste, wenn auch nicht auskömmliche, Schritte gebe es schon. Helfen könne mehr interkommunale Zusammenarbeit. „Wir müssen auf dem bereits vorhandenen Netzwerk aufbauen“, sagt Jedich. Schauen, was andere gut machen, und dort für die Belange der Ruppichterother einstehen.

Ehrenamt und Familie

Was die Bröltal-Gemeinde ausmache, sei das ehrenamtliche Engagement der Bürger. Es gebe zahlreiche Vereine, in denen sich Junge und Alte für die Gemeinschaft einsetzten. „Durch Fördermittel können wir diese Kraft potenzieren.“ Das „Herzstück“ der Gemeinde seien die Familien und das Ehrenamt - das klingt nach einer klassischen, gutbürgerlichen CDU-Linie.

Welche Dinge möchte Jedich als Erstes angehen, falls er im nächsten Jahr ins Rathaus einzieht? Die Chancen stehen zumindest nicht schlecht, denn bislang gibt es keinen weiteren Kandidaten der anderen Parteien und die Christdemokraten sind die stärkste politische Kraft. „Zunächst werde ich das Rathaus strukturiert aufstellen. Wir müssen unsere Aufgaben priorisieren.“ Ihm ist aber auch klar, dass Erfolge dauern werden. „Von heute auf morgen werden wir das nicht alles umsetzen können.“ In seiner Amtsperiode hätte er fünf Jahre Zeit.

Vorher müssen ihn aber die Ruppichterother CDU-Mitglieder wählen, bisher ist Jedichs Kandidatur nur ein Vorschlag des Vorstandes. Der bereitet gerade auch das Team für die Kommunalwahl vor - das, anders als der Vorstand beim Pressegespräch, nicht nur aus Männern bestehen soll.

Kommentare

  • Frank Albert
    September 26, 2024 um 7:39 pm

    Natürlich wird die tolle CDU es schaffen, die tolle CDU kann nämlich zaubern...

  • Jürgen Lang
    September 24, 2024 um 2:38 pm

    Das ist mir beides zu pauschal:

    Auch, wenn ich das Beispiel Landrat Schuster gut nachvollziehen kann, hat dies doch mit seinem ursprünglichen Beruf als Jurist herzlich wenig zu tun. Ich kenne eine Menge hervorragender Juristen die (trotzdem?) lösungsorientierte Pragmatiker sind. Es sind die Menschen, die Politik machen und das können sie - ungeachtet ihres Lebenslaufes – manchmal besser, oder halt auch schlechter.

    Alleine daraus möchte ich kein Vorab-Urteil gegen Herrn Jedich ziehen, der aus meiner Sicht erst einmal großen Respekt verdient, dass er sich zu dieser äußerst schwierigen Aufgabe bereit erklärt. Sein Bildungsstand und die bisherige Darstellung seiner Person machen ihn in jedem Fall zu einem interessanten Kandidaten für diese Position, auch wenn er selbst nicht aus der Verwaltung kommt (so etwas kann nachteilig, manchmal aber eben auch von Vorteil sein).

    Ich glaube, dass man die Verantwortung eines Verwaltungschefs mit allen Aufgaben, Problemen und Sorgen oft massiv unterschätzt und reine Verwaltungserfahrung ist da bestimmt nicht alles. So kann Erfahrung aus der freien Wirtschaft durchaus hilfreich sein, um alt eingefahrene Strukturen / bürokratisches Denken zu hinterfragen und – da wo verwaltungsrechtlich möglich / zulässig - zu erneuern.

    Und nur am Rande, lieber Herr Pitz: Im Übrigen kann auch ein Philologe ein hervorragender Politiker sein (und der, den Sie eventuell meinen könnten, ist es – im Rahmen seiner Möglichkeiten innerhalb einer Dreierkoalition – übrigens auch). ;-)

    Ich wüsste in der Tat grundsätzlich nicht, was gegen Bildung sprechen sollte, egal ob Rechts-, Literatur-, oder andere Wissenschaften.

    Man darf nicht vergessen, dass es in der Politik auf allen Sektoren um weitaus komplexere Themen geht, als dass ein einzelner, beruflicher Werdegang sie umfassend abbilden könnte.

    Speziell mit Blick auf unsere Kommune brauchen wir meines Erachtens nach in erster Linie der anstehenden Nachfolge eine neue, fähige Führungs- & Organisationskompetenz. Diese muss es meiner Meinung nach fachlich und menschlich verstehen, ihren Einfluss geltend zu machen und ihre Kompetenz an allen Ecken und Enden richtig einzusetzen.

    Dazu gehört es zum einen, das eigene Netzwerk zur Sicherung von Unterstützung und Förderungen aus Kreis, Land & Bund auszubauen, zum anderen den Gemeinderat (und damit die „kommunale Regierung“) durchsetzungsstark mit in die Pflicht zu nehmen, um die Gemeinde zu einer attraktiven und wirtschaftlich erfolgreichen Kommune zu entwickeln (--> seien wir ehrlich: Da sollte keiner sagen, dass dies mit allen Restriktionen und Kommunalpflichten ein leichtes Unterfangen ist, geschweige denn, in einer einzelnen Legislaturperiode zu erreichen wäre), und letztlich auch, die Verwaltung motivierend so umzugestalten, dass die Masse an Aufgaben effizient abgearbeitet werden kann. Das ist mehr, als nur ein bisschen Digitalisierungsarbeit, ich glaube, hier muss man sich alle möglichen wertschöpfenden und nicht wertschöpfenden Arbeitsabläufe anschauen. Zuwenig Arbeitspensum ist dies für einen Bürgermeister / Gemeindedirektor jedenfalls nicht.

    Sollte Herr Jedich letztlich diese neue Kompetenz sein, wünsche ich Ihm von Herzen alles Gute und ein geeignetes Händchen hierfür. Langweilig wird es zumindest bestimmt nicht.

    • Karl Pitz
      September 25, 2024 um 12:15 pm

      Ich habe mich nicht zur Qualifikation irgendwelcher Politiker geäußert, sondern zu der eines Wirtschaftsministers.

      Aber ich stimme Ihnen zu: "im Rahmen seiner Möglichkeiten"... =:(

      • Bettina Witt
        October 1, 2024 um 1:18 pm

        @Karl Pitz - der Philologe war im übrigen von 2012 - 2018 stellvertretender Ministerpräsident ...

  • Heinrich B.
    September 21, 2024 um 2:36 pm

    Einen Juristen zum Bürgermeister, Leiter einer Verwaltung, zu machen ist stark umstritten, denn überwiegend fehlt diesen Menschen die Organisation und der Umgang mit Personal und Verwaltung und den Belangen des Bürgers.

    Ein Beispiel ist der jetztige Landrat des Rhein Sieg Kreises und sein Umgang mit der Verwaltung und den Belangen der Bürger. Mfg

    • Karl Pitz
      September 21, 2024 um 5:32 pm

      Ein Volljurist als Bürgermeister ist stark umstritten? Von wem? Da ist ein Philologe als Wirtschaftsminister wohl eher "stark umstritten".

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