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Wöngteschter Fastelovendsverein wird Ruppichterother Karnevalsverein

Von Nicolas Ottersbach | | Magazin

Der Wöngteschter Fastelovendsverein (1. WFV) zieht Konsequenzen aus einer schlechten Session und benennt sich in Ruppichterother Karnevalsverein um. Die Zukunft der Winterscheider Kirmes ist ungewiss. Foto: Die Rathauserstürmung 2019, die der WFV veranstaltete [Nicolas Ottersbach]

Schon währed der Session war abzusehen, dass sich der einzige reine Karnevalsverein der Gemeinde Ruppichteroth in Schieflage befindet. In einer ausführlichen Presseerklärung, die man hier nachlesen kann, verkündet der Vereinsvorstand nun eine "Neuausrichtung". Die Kernpunkte: eine Umbenennung, die Ausweitung der Aktivitäten von Winterscheid auf das gesamte Gemeindegebiet und das Fördern einer eigenen Tanzgruppe. Zudem werde "der 1. WFV künftig die Kirmes Winterscheid nicht weiter veranstalten wollen und können."

"Mit dem Rücken an der Wand"

Die Worte, die der Vorstand findet, sind drastisch. Der WFV stehe, "was den Standort Winterscheid angeht, nunmehr mit dem Rücken an der Wand und Handeln ist unabdingbar". "Es geht um die Zukunft des Vereins, der in dieser Form nicht mehr weiter macht und auch finanziell nicht diese Risiken weiter tragen möchte", heißt es. Man vermute, dass die Akzeptanz für karnevalistische Brauchtumspflege und somit auch das Interesse an den Veranstaltungen des WFV im Dorf immer weiter abnehme. "Dieser Prozess ist seit mehreren Jahren zu spüren, in der vergangenen Session nun für uns nicht mehr tragbar."

Besonders die vergangene Session brachte Probleme mit sich - am Ende standen sogar die geringsten Einnahmen, die der Verein je machte ud mit denen gerade so die Kosten gedeckt werden konnten. Alles begann mit der Standortfrage für das Festzelt: Der alte Platz am Dorfweiher fiel wegen einer Baustelle weg, auf einer Wiese neben dem Feuerwehrhaus konnte ebenfalls nicht gefeiert werden. Schließlich zogen die Karnevalisten mit viel Aufwand auf den Parkplatz am Winterscheider Sportplatz um, weshalb sogar der Weg des Rosenmontagszugs geändert werden musste. Waren Kindersitzung, Prinzenparty und Rathauserstürmung gut besucht, blieb das Zelt, das 450 Personen fast, bei den restlichen Veranstaltungen fast leer. "Fragende und enttäuschte Blicke bei den aktiven Helfern und Vereinsmitgliedern, die sich über viele Tage in ihrer Freizeit Mühe gaben, die Veranstaltungen zu verwirklichen."

Aus WFV wird RKV

Auf der Jahreshauptversammlung beschloss der Verein, der 2001 gegründet wurde, deshalb eine Zäsur. "Die Versammlung ist dem Vorschlag des Vorstandes gefolgt, künftig die Aktivitäten und Veranstaltungen nach Ruppichteroth zu verlegen und sich unter dem Vereinsnamen als 1. Ruppichterother Karnevalsverein (1. RKV) neu orientieren wird." Trotzdem hofft der Verein, "die treuen Karnevalisten, Gönner und Unterstützer" auch weiterhin an seiner Seite zu haben.

Dieser Beschluss wirkt sich allerdings auch auf die Winterscheider Kirmes aus, die der WFV nicht mehr organisieren wird. Auch hier seien die Zahlen rückläufig. "Die Bühne an der Gaststätte Zur Post mit ihrem Liveprogramm am Samstagabend musste bereits kostenbedingt vor Jahren eingestellt werden", heißt es. Nur durch die großzügige Unterstützung der seit Jahren kommenden Schausteller sei es überhaupt noch möglich gewesen, diese weiterhin für die Kirmes in Winterscheid zu gewinnen. "Von positiven Umsatzzahlen für ein Schaustellerunternehmen kann hier keine Rede mehr sein." Alles in allem würden auch hier die "negativen Eindrücke und Erlebnisse" überwiegen.

Neue Tanzgruppe Stäänedänzer

"Wir freuen uns hingegen auf die vielfältigen neuen Aufgaben", so WFV-Vorsitzender Werner Peters. Der erste Schritt sei der Aufbau der Tanzgruppe „Stäänedänzer“, die bereits im Rosenmontagszug mitgegangen ist. "Hier hoffen wir noch weiter auf Zuwachs, um auch die Kinder- und Jugendarbeit im Verein zu fördern." Aber, so Peters weiter, "wurde uns in Winterscheid trotz mehrfacher Nachfrage keine Trainingsmöglichkeit in Form einer nutzbaren Räumlichkeit angeboten". Erst durch ein Ausweichen nach Ruppichteroth war Training möglich, da sich dort das Jugendzentrum offen und bereitwillig erklärt hatte, die Tanzgruppe zu unterstützen und einen Raum bereitzustellen.

"Unser Ziel ist die karnevalistische Brauchtumspflege als eingetragener Verein, was wir uns seit Gründung vorrangig auf die Fahne geschrieben haben und hoffen in diesem Sinne auf eine bessere Zukunft."

Kommentare

  • W. Steimel
    April 27, 2019 um 3:14 pm

    Der "König" kommt mit seinem Volk (Winterscheid) nicht mehr zurecht, also, was macht er, er sucht sich ein neues Volk (Ruppichteroth). Ich kann dazu nur sagen, die Rechnung geht nicht auf, darf sie auch nicht. Ruppichteroth KANN Karneval und das schon mindestens 5 Jahrzehnte, wir brauchen keinen Überverein.

    Wir Döörper haben, was den Zug angeht, auch schon Jahrzehnte die rührigen Hänscheider unterstützt und Hänscheid lassen wir auf eine solche Tour nicht kaputt machen, das wäre nämlich die Folge einer solchen Aktion "Rosenmontagszug in Ruppichteroth". Die imaginäre Grenze "Kuchem" wird auf diese Weise hoffentlich nicht zur Realität.

  • Andreas Steif
    April 9, 2019 um 7:14 pm

    Als aktiver Teilnehmer unserer kleinen Fußtruppe "Wöngteer AG" kann ich mich dem Kommentar von Frank Unglauben nur anschließen. Wir haben ebenfalls viel Herzblut in "d'r Zoch" gesteckt und alle aus unserer Gruppe haben eine Menge Geld investiert, um Wurfmaterial auf eigene Kosten zu kaufen, den Wagen zu bauen usw.. Ja, Brauchtumspflege ist Herzenssache und kostet Geld. Das "trägt" sich nicht...und muss es auch nicht. Mir ist klar, dass die Kosten für ein Festzelt eine andere Hausnummer sind, aber dann muss man mal über Alternativen dazu nachdenken. Und zum Thema "mangelnde Beteiligung" im Festzelt: vielleicht mal über das "Programm" nachdenken? Wenn ich stundenlang (und bei dem Wetter) mitgelaufen bin, bin ich "durch". Da sind ein paar Bier im Stehen für mich nicht ausreichende Motivation, um mich noch stundenlang dort aufzuhalten. Da würde ich mich freuen, mich mit einer warmen Gulaschsuppe zu vernünftigen Preisen an einen Biertisch setzen zu können und vielleicht noch etwas Programm geboten zu bekommen. Alaaf!

  • Bernd
    April 9, 2019 um 4:52 pm

    ...und im Hafen in Hamburg soll sogar ne Schüppe umgefallen sein.

  • H. Schiefen
    April 9, 2019 um 9:46 am

    Das halte ich für nicht in Ordnung und fraglich, ob man das so ohne weiteres machen darf. Es entsteht schon der Eindruck, dass hier alle karnevalistischen Aktivitäten der Gemeinde Ruppichteroth gebündelt werden. Dabei finden hervorragende karnevalistische Veranstaltungen in den anderen Teilorten und unter anderen Vereinsnamen statt (Ruppichteroth -TV-, Schönenberg, Hänscheid). Was immer ihr von einer Namenänderung erwartet, bleibt bitte, bitte bei Winterscheid.

  • Frank Unglauben
    April 6, 2019 um 1:58 pm

    Es ist sehr schade, dass der WFV alle Schuld der Winterscheider Bevölkerung zukommen lässt und nicht selber reflektiert, was man vielleicht hätte anders machen können. Das Schreiben des Vorstands beinhaltet neben den ganzen Anschuldigungen auch einige Dinge, die einer Gegendarstellung bedürfen.

    So scheiterte die Aufstellung des Zeltes nicht an einer Unterschriftensammlung sondern schlicht an der Absage des Grundbesitzers. Es ist nicht richtig, dass keine Hallenzeiten oder Alternativen angeboten wurden. Wenn man sich aber auf bestimmte Zeiten in einem bestimmten Raum festlegt, kann das bei einer gut ausgelasteten Sporthalle nicht funktionieren.

    Letztlich haben sich die anderen Vereine und Gruppen viel Mühe gegeben, in den letzten zwei Jahren gerade den Karnevalszug wieder zu beleben. Wenn aber das Engagement keinen Widerhall findet und die Bereitschaft, vorab in den Dialog zu treten nicht gegeben ist, sinkt die Motivation. Ich persönlich glaube zumindest nicht, dass es ein mangelndes Interesse an der karnevalistischen Brauchtumspflege in Winterscheid gibt.

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