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Gemeinde erneuert marode Mauer in der Burgstraße

Von Nicolas Ottersbach | | Wirtschaft/Politik

Die historische Mauer in der Ruppichterother Burgstraße wird abgerissen und wieder neu aufgebaut. Eine teure Baustelle, die das Land NRW mit 250.000 Euro fördert - trotzdem muss die Gemeinde noch eine hohe Summe zahlen. Fotos: Die marode Mauer an der Burgstraße [Daniel Prior, Nicolas Otterbach]

Zwischen den Steinen bröckelt der marode Mörtel, einige sind schon längst herausgefallen. Vor ein paar Jahren wurde schon ein Erdhügel von hinten angeschüttet, damit die Mauer in der Burgstraße nicht einfach umkippt. "Sie ist so, wie sie jetzt ist, nicht mehr zu retten", sagt Bürgermeister Mario Loskill. Einfach abreißen und neu bauen kann die Gemeinde sie aber auch nicht. Die Mauer im historischen Oberdorf ist mehr als 100 Jahre alt und steht unter Denkmalschutz. Deswegen wird sie eingerissen, die Steine gereinigt und alles anschließend wieder für den originalgetreuen Wiederaufbau genutzt.

Schlechter Zustand gibt Rätsel auf

Warum es so schlecht um das Bauwerk bestellt ist, darüber rätseln auch die Experten, die die Mauer und ihre Statik genau untersucht haben. Es gibt allerdings Vermutungen. "Es scheint, als sei in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder gefuddelt worden", fasst Loskill die Gutachten zusammen. So sind die Fundamente nicht so stabil, wie sie eigentlich sein müssten. Früher sei Bauschutt dafür verwendet worden. "Das rächt sich nach der langen Zeit."

Bemerkenswert ist, dass ein Teil der Mauer, der zur katholischen Kirche hinreicht, besser in Schuss ist und nicht erneuert werden muss. "Der Verkehr spielt wohl auch eine Rolle, aber auch das Ingenieurbüro konnte sich das nicht genau erklären", sagt Loskill. Dort, wo die Mauer stark beschädigt ist, sind Parkplätze für Autos, die auch oft genutzt werden.

Durchgang für künftige Wohnanlage

Ganz wie zuvor wird die Mauer allerdings nicht aussehen. Ein etwa anderthalb Meter breiter Durchbruch wird für das geplante Seniorenheim zwischen Burgstraße und Brölstraße entstehen, der ein Gang für Fußgänger sein soll. Am Bau der Wohnanlange richtet sich auch der Zeitplan aus: Die Mauer muss fertig sein, bevor die restlichen Bauarbeiten beginnen. "Einen genauen Zeitpunkt können wir nicht nennen, aber wahrscheinlich ist das nächste Jahr", sagt Loskill.

Ein Zuschuss, mit dem die Gemeinde nicht gerechnet hatte, kommt vom Land NRW durch das Dorferneuerungsprogramm, 250.000 Euro erhält die Kommune. Insgesamt kostet die Erneuerung eine halbe Million Euro: 400.000 Euro für die Baumaßnahme, 100.000 Euro für Honorare und Fachplanungsbüros. "Die Förderung entlastet den Haushalt. Dieses Geld macht uns dann freier bei anderen Projekten", sagt Loskill.

Kommentare

  • Solbach, Albert
    June 3, 2020 um 8:47 pm

    Natürlich gibt es wichtigeres als Denkmalschutz. Aber, die Gemeinde Ruppichteroth hat so gut wie nichts kulturhistorische Denkmäler aus Touristenpunkte zu bieten. Die Burg Herrnstein ist im Privatbesitz und kaum zu besichtigen. Burg Herrenbröl wurde nur in Fragmenten wieder aufgebaut. Andere historisch wichtige Gebäude wurden platt gemacht oder eben nicht unter notwendigen Denkmalschutz gestellt (siehe Pulvermühle). Eine Gemeinde, die wenig Tourismus und Gewerbe zu bieten hat, steht die Vernachlässigung von Kulturgütern nicht gut zu Gesicht. Die ehemaligen Huwil-Werke verschwunden, wie lange es Willach noch geben wird, wer weiß es? Willms Fleichbetriebe leben von Arbeitssklaven aus Osteuropa und bieten mitnichten massiv Arbeitsplätze für die Einwohner von Ruppichteroth. So, nun zu der Hauptstraße in Winterscheid. Das ist ein Jammertal. Sie sollte längst neu ausgebaut und restauriert werden. Die Politik hat es absurderweise gestoppt. Man hoffte, dass Land würde die Anwohnerbeiträge fallen lassen. Mit nichten. Es gibt eine moderate Veränderung. Ob dies allerdings zu Entlastungen für die Bürger führt, ist zweifelhaft. Wenn der Ausbau beginnen sollte, werden die Baupreise massiv gestiegen sein. Das System ist grundlegend falsch. Warum soll ein Anwohner (Grundstückeigentümer) für eine notwendige Infrastruktur zahlen müssen? Eine Straße wird wohl viel mehr von Unbeteiligten genutzt werden, als vom Grundstückseigentümer. Warum soll er dafür zahlen? Dies hat z.B. Bayern erkannt. Allen Straßen werden vom Bundesland etc. gezahlt. Nicht die Grundstücksanlieger! In vielen Dingen ist Bayern weit voraus. Ich zahle in Bayern für ein Hausgrundstück von 1000 qm die Hälfte Grundsteuer als hier für 560 qm. Es gäbe soviel zu tun. Die Kommunalwahl kommt.

    • André Bänninger
      June 4, 2020 um 6:48 pm

      Sehr geehrter Herr Solbach, herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Es war eine Freude diesen zu lese. Dem kann ich mich nur vollumfänglich anschließen. Hervorragend formuliert und geschrieben. Endlich mal jemand mit Kopf und Verstand.

  • Solbach, Albert
    May 29, 2020 um 10:00 am

    Soso, die knapp hundert Jahre alte Mauer steht unter Denkmalschutz. Die Gemeinde Ruppichteroth ist sehr wenig mit historischen Kulturgütern gesegnet. Eigentlich kaum welche. Als geschichts- und heimatinteressierter Bürger ist es für mich ein Graus, dass die wohl um 1725 errichtete Pulvermühle im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Ruppichteroth nicht in die Denkmalliste aufgenommen wurde.Die seit 1725 bestehende Pulvermühle (in Rupp.-Pulvermühle) wurde seinerzeit NICHT unter Denkmalschutz gestellt, im Gegensatz zu dem historisch unbedeutenden Fachwerkgebäude. Welch ein Irrsinn? Meine persönliche Haltung dazu: Man wollte Kosten sparen. Wie absurd. Jetzt zerfällt sie und wahrscheinlich ist sie nicht mehr zu retten. Jedes Mal, wenn ich Richtung Waldbröl dort vorbei fahre, und sehe nur die blauen Planen, könnte ich eine große Wut bekommen.

    Jetzt gibt man eine halbe Million Euro für eine kulturhistorisch unbedeutende Mauer aus. Damit könnte man locker die historisch wertvolle Pulvermühle sicherlich gut retten und noch einen Blickpunkt für die Gemeinde sorgen.

    Windeck hat es vor vielen Jahren richtig gemacht. Dort wurde die weit weniger historisch wertvolle Pulvermühle zum Besucheranziehungspunkt gemacht.

    • Micha vom Nutscheid
      May 29, 2020 um 3:12 pm

      Da bin ich ganz auf ihrer Seite, das mit dem kulturhistorisch liegt ja auch im Auge des Betrachters. Schade das die Pulvermühle dem Verfall preisgegeben wird (die im Paulinental steht ja schon lange nicht mehr) und schade das Gelder so einfach verbrannt werden, ich denke das die Ortsdurchfahrt Winterscheid angebrachter ist. Aber meine Meinung ist nicht Relevant.

  • Ira
    May 28, 2020 um 3:52 am

    Es wurden historische Häuser abgerissen, welche sicherlich rettungswürdiger waren, als dieser olle Mauerabschnitt. Wurde überhaupt schon geprüft, ob in den Mauernischen nicht seltene Tierarten leben, die artgeschützt sind? Die dann nötigen Umsiedelungen sind ebenfalls teuer!

  • Micha vom Nutscheid
    May 27, 2020 um 11:31 pm

    Und im Nachgang stellt sich heraus, das Burgstrasse für die schweren Baumaschinen und LKW nicht so recht gebaut ist und nun dieselbe vom Untergrund her erneuert werden muss. Bau und Planungskosten werden dann sicher nicht in Verhältnis stehen. Aber eine alte Mauer ist gerettet und eine Frage stellt sich mir, reißen die Herren Planungs Ing. die Mauer von Hand ein oder warum ist das so "günstig"? Und so manche Gemeinde Straße gleicht einem Flickwerk, das Geld kann sicher anders und besser angelegt werden Förderung hin oder her. Als Bürger der Gemeinde ist dieses Vorhaben für mich nicht nachvollziehbar.

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