Ein Teil der denkmalgeschützten Mauer an der Burgstraße ist so marode, dass er abgerissen werden muss. Die Gemeinde plant noch dieses Jahr, den etwa 30 Meter langen Abschnitt für 500.000 Euro neu zu errichten. Die restlichen etwa 30 Meter der Mauer, die in Privatbesitz sind, sollen hingegen restauriert werden. Foto: Die Mauer in der Burgstraße ist marode. [Nicolas Ottersbach]
Das Fazit der Ingenieure, die sich die historische Mauer an der Burgstraße genauer angeschaut haben, ist zermürbend. Der westliche Teil, der sich im Eigentum der Gemeinde Ruppichteroth befindet, weist auf einer Länge von rund 30 Metern nicht nur sichtbare Schäden auf. Durch die starke Schiefstellung ist die Standsicherheit der Stützmauer stark eingeschränkt. Die Mauer ist nicht frostsicher gegründet und weist keine Verbreiterung der Fundamente auf der südlichen Seite auf. Es ist eine starke Verwitterung und Fehlstellungen der Mauerwerksfugen am gesamten Bauwerk festzustellen. Damit die Burgstraße überhaupt weiter befahren werden darf, seien Sanierungsmaßnahmen der Stützmauer „zwingend erforderlich“. Die Gemeinde hatte daraufhin Erde angeschüttet, um die Wand provisorisch zu stabilisieren.
250.00 Euro Förderung sind genehmigt
Die Ingenieure haben unterschiedliche Varianten geprüft, um die Mauer wieder fit zu machen. Dabei stellten sie jedoch fest, dass eine vollständige Wiederverwendung des bestehenden Mauerwerks nicht möglich sei. Der obere Teil, der aus Grauwacke besteht, ist stark verwittert. Daher könne nicht gesagt werden, inwieweit er noch frostsicher ist. Die wirtschaftlich günstigste Variante mit der kürzesten Bauzeit sei demnach, die Mauer komplett abzureißen und dann nach Denkmalschutz-Vorgaben neu zu errichten. Dafür gibt es eine Förderung der Bezirksregierung Köln in Höhe von 250.000 Euro bis zum 30. November 2022, somit muss die Gemeinde noch die andere Hälfte von 250.000 Euro zahlen. Die darin enthaltenen Planungs- und Architektenkosten liegen bei mehr als 70.000 Euro. Ein eigenes Managementbüro wurde beauftragt, die gesamte Maßnahme zu begleiten, da laut Gemeindeverwaltung nicht genügend eigenes Personal vorhanden sei. Der Gemeinderat hat den Plänen einstimmig zugestimmt.
Fertigstellung bis Jahresende
Der Ersatzneubau des „westlichen Teilstücks der Einfriedungsmauer Burgstraße“ muss so aussehen wie der alte, und zwar in „Geometrie, Kubatur, Erscheinungsbild, Materialität sowie Form- und Farboptik“. Dann gehe auch nicht die Denkmaleigenschaft verloren. Mittlerweile wurde die Baumaßnahme ausgeschrieben und laut Gemeindeverwaltung seien auch Angebote eingegangen. Bis zum November soll die Mauer fertig sein, weil sonst die Förderung verfällt und auch die Döörper Weihnacht ansteht. Mittig soll die neue Mauer einen Durchgang haben, um später das geplante Wohnheim der Familie Brähmer erreichen zu können.
Die alten Steine der abgerissenen Bruchsteinmauer sollen nach dem Willen des Gemeinderates nicht einfach weggeworfen werden. Die, die noch in einem guten Zustand erscheinen, sollen auf dem gemeindlichen Bauhof eingelagert werden. Diese könnten für Instandsetzungsarbeiten von anderen Mauern oder Durchlässen verwendet werden.
Kommentare
Ulrich Stommel
June 2, 2022 um 10:28 am
Eine Mauer niederzureißen und wieder aufzubauen ist wesentlicher Bestandteil von mindestens 5000 Jahren Kulturgeschichte der Menschheit, mithin weit verbreites Wissen. Sollte man meinen. Ohne die Details zu kennen, wirft es doch ein bezeichnendes Licht auf die Verfasstheit nicht nur der Ruppichterother Verwalter, jedwede Art von Verantwortung auszulagern. Natürlich zu Lasten öffentlicher Mittel. In diesem Falle ein Managementbüro. Es ist tatsächlich das Zeitalter der Berater, Experten, Lobbyisten und vielleicht der Medienschaffenden. Jedenfalls nicht der in Verantwortung stehenden, hat man der Eindruck. Das Projekt "Mauerbau" hat selbst das unterlegene Wirtschaftssystem der DDR noch in Eigenregie hinbekommen. Zugegeben wohl zu ähnlich exorbitanten Kosten, munkelt man.