Das Zollfahndungsamt Essen hat am Donnerstag (28. November) im ehemaligen Bahnhof des Brölbähnchens in Hennef-Bröl eine Cannabisplantage mit rund 1000 Pflanzen ausgehoben. Dahinter soll eine serbo-kroatische Bande stecken. Fotos: Der Einsatz im ehemaligen Bahnhof in Bröl [broeltal.de/Zoll]
Das Gebäude wirkt von der Bundesstraße 478 aus gesehen, die direkt daneben verläuft, unscheinbar. Schon vor der Razzia waren die Rolladen des Fachwerkhauses durchgängig geschlossen. "Hier war auch selten jemand, höchstens mal im Garten", erzählt ein Anwohner. Das Anwesen, das sich auch über mehrere Tausend Quadratmeter erstreckt und mehrere Anbauten hat, habe "eher verlassen gewirkt".
Anlage filtert Cannabisgeruch
So verlassen war es aber nicht, wie eine Sprecherin des Zollfahndungsamtes Essen, das im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bonn handelte, erklärt. "Hier hat jemand eine professionelle Indoor-Cannabisplantage eingerichtet, die langfristig angelegt war." Auf insgesamt drei Etagen verteilt züchtete man rund 1000 Pflanzen, die sich kurz vor der Erntereife befanden. Sie hätten etwa 50 Kilogramm Marihuana gebracht, was einem Straßenverkaufswert von etwa 500.000 Euro entspricht.
Spezielle Wärmelampen und eine aufwendige Lüftung sorgten dafür, dass die Pflanzen gedeihen konnten. Und dass die Luft, die nach außen gelangt, gefiltert wird: Vom typischen Cannabisgeruch war außerhalb des Gebäudes nichts wahrzunehmen. Durfte es auch nicht, denn das Haus passieren nicht nur viele Spaziergänger über einen Gehweg neben einer Pferdewiese, sondern auch täglich Tausende Pendler im Bröltal.
Hinweis aus dem Ausland
"Wir haben aus dem europäischen Ausland einen Hinweis bekommen, dass es im Raum Siegburg eine große Plantage geben sollte", so Zollsprecherin Heike Sennewald. Daraufhin begannen die Beamten im Oktober mit ihren Ermittlungen und landeten schließlich in Hennef. Auch wenn am Donnerstagmorgen vor Ort nur ein serbischer Staatsangehöriger festgenommen wurde, soll eine ganze serbo-kroatische Bande hinter der Plantage stecken. "Die erfolgreiche Sicherstellung einer so großen Menge Rauschgift ist ein Ergebnis der langjährigen und erfolgreichen Zusammenarbeit des Zollfahndungsamts Essen und der Staatsanwaltschaft Bonn auf dem Gebiet der Bekämpfung der schweren und organisierten Rauschgiftkriminalität", so Oberstaatsanwalt Robin Faßbender, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bonn.
Der Einsatz vor Ort wird mindestens noch mehrere Stunden, möglicherweise sogar Tage dauern. "Wir stehen erst am Anfang und durchsuchen das ganze Anwesen", sagt Sennewald. Gegen 6 Uhr hatte man damit begonnen, zu Beginn des Berufsverkehrs. In dieser Zeit unterstützte auch die Polizei die Maßnahme, weil der Verkehr geregelt werden musste. Staus blieben dennoch nicht aus. Insgesamt ware mehr als 60 Beamte und Helfer des Technischen Hilfswerks im Einsatz.
Kommentare
Ira
December 5, 2019 um 7:44 am
Auch in Hennef im Gewerbegebiet wurde am 2. Dezember eine Drogenplantage ausgehoben. Siehe Pressebericht der Polizei. www.presseportal.de/blaulicht/pm/65853/4456666
Dieser Drogenmafia scheint sich hier im Raum breitgemacht zu haben. Windeck, Ruppichteroth, Bröl, Hennef.... Vlt. sollte die Polizei einfach mal leerstehende Häuser und (nicht-)gewerblich genutzte Hallen hier im SU-Raum generell genauer in Augenschein nehmen. Auch Anwohner sollten aufmerksamer sein, damit man es den Verbrechern richtig schwer macht. Ich verstehe nur nicht, warum z.B. Schornsteinfeger nichts bemerkt haben. Es besteht doch eine Kehrpflicht von Kaminen. Da sollte sowas doch auffallen?!?
Hannes
December 4, 2019 um 2:46 pm
Legalisierung muss her, ab 21 Jahre! Unsere Nachbarn und andere Länder sind da schon viel weiter! Nehmt euch ein Beispiel, es entstehen neue Jobs und die Steuerkasse wird auch voll!
Andre Bänninger
December 4, 2019 um 6:18 pm
Ganz genau so. Und nicht zu vergessen das man den Schwarzmarkt - zumindest bei diesem Stoff - damit auch ausgeräuchert und beseitigt hätte.
Johann
December 4, 2019 um 6:27 pm
Leider falsch meiner Meinung nach. Den "Schwarzmarkt" wird es weiterhin geben; für die unter 21 Jährigen Konsumenten. Und davon gibt es leider viele. Die Legalisierung mag Vorteile bringen. Aber sicher auch einige Nachteile, zum Beispiel durch die Legalisierung suggerierte Verharmlosung.
Andre Bänninger
December 4, 2019 um 6:53 pm
Das kann schon sein, aber was ist dann mit Zigaretten und Alkohol? Solange man das alles frei kaufen kann, suggeriert man auch Verharmlosung. Aber dazu gibt es ja genügend Aufklärung. Und genau diese Aufklärung könnte man bei Cannabis machen. Ohne etwas verharmlosen zu wollen, aber dann wäre wieder alles im Gleichgewicht. Man kann nicht immer alles verbieten. Außerdem ist die Zahl der Konsumenten ab 21 überhaupt nicht unerheblich.
M.J.
December 3, 2019 um 6:55 am
Unglaublich wo sich Leute drüber aufregen ...
Werner Lieb
December 3, 2019 um 2:02 am
Wird Zeit, dass man dieses Zeugs legalisiert. Andere Länder machen es vor. Dieses Verbot ist nicht mehr zeitgemäss.
Andre Bänninger
December 2, 2019 um 6:45 pm
Da hier allerdings weder Leib noch Leben in Gefahr war, sehe ich den Einsatz mitten im Berufsverkehr als einen sehr schlechten Witz an. Wie der meisten Vorredner bin auch ich echt Sauer. Das hätte man nun wirklich zu allen anderen Uhrzeiten durchführen können. Schönen Dank auch...
Andrea Eilmes
December 2, 2019 um 3:34 pm
Danke an Polizei und Zoll, die mal wieder den Kopf für uns hingehalten und gute Arbeit geleistet haben.
Viktor
November 28, 2019 um 3:35 pm
Diese täglich Tausende Pendler im Bröltal haben heute früh, wie auch ich, im Stau bis sonst wohin gestanden, weil man ja so etwas auch morgens im Berufsverkehr machen muss. Vielen Dank lieber Zoll und Polizei.
Johnny
November 28, 2019 um 1:19 pm
Klasse, direkt in der Nachbarschaft... danke für euren Einsatz. Bin stinksauer
MPS
November 28, 2019 um 10:38 am
Warum startet man solch eine Aktion genau im beginnenden Berufsverkehr? Das hätte man doch auch spät abends oder Nachts erledigen können.
Frank
November 28, 2019 um 10:30 am
Unglaublich mit sowas morgens um 6 Uhr zu beginnen und damit einen volkswirtschaftlichen Schaden zu produzieren. Warum? Diese Frage stelle ich an die Polizei!