Erst wollte die Bande losziehen, um "Flüchtlinge zu klatschen". Dann wurde ein 40 Jahre alter Familienvater ihr Opfer. Am Abend des 1. September 2016 prügelten die vier Männer zwischen 20 und 35 Jahren Klaus B. am Waldbröler Busbahnhof krankenhausreif. Neun Tage später starb er. Am Bonner Landgericht begann jetzt der Prozess, in dem sich das Quartett wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge verantworten muss. Fotos: Der erste Prozesstag [Nicolas Ottersbach]
Die Details der Tat, die Staatsanwältin Michaela Irsen vortrug, klangen abscheulich: Zunächst hatten sich die vier Männer in der Wohnung des 20-Jährigen Dominic O. und Andreas S. (21) getroffen. Nach ein paar Bier und Vodka zogen sie los, um Asylbewerber aufzumischen - bewaffnet mit Baseballschläger und Schlagring. "Ein Bekannter hatte uns erzählt, dass Flüchtlinge eine Frau bedrängt haben", sonst habe ich aber nichts gegen Ausländer", sagte Dominic O. vor Gericht.
Sie trafen tatsächlich auf drei Asylbewerber, die sich mit Kanthölzern einer Baustelle zu verteidigen versuchten. Als dann Domnic O. einen Stein schmiss, flüchteten die drei Männer.
Die Bande zog weiter durch die Stadt, wollte die Asylbewerber nochmal erwischen. So landeten sie auf dem Vorplatz des Getränkemarkts nahe der Diskothek Roxy.
Dort dauerte es nicht lange, bis sie sich Klaus B. vorknöpften. Sie kannten ihn, denn schon einmal hatte es Streit gegeben. An einer Grundschule soll er die Männer "angebrüllt" und seinen Hund auf sie gehetzt haben, wie Dominic O. aussagte.
Auch in der Tatnacht begann alles mit einem Wortgefecht. Doch diesmal hatten sich die Freunde so angestachelt, dass Hermann H. (22) B. sofort mit einem Schlagring ins Gesicht schlug. O. setzte mit einem Schlag auf den Mund nach. Ein Dritter rammte ihm den Baseballschläger in die Kniekehlen, heißt es in der Anklage.
Als B. Auf dem Boden lag, traten sie ihm gegen Beine, Oberkörper und Kopf. Zweimal schaffte B. sich aufzurappeln. Als B. dann flüchtete, soll O. ihm laut Anklage in den Rücken gesprungen sein und ihm ein letztes Mal ins Gesicht geschlagen haben. Bewusstlos knallte er mit dem Kopf auf das Pflaster und blieb reglos liegen. Das Quartett haute ab, Passanten kümmerten sich um den Verletzten.
Die Schläge und der Aufprall sollen der Grund für den Tod von Klaus B. sein. Die Rechtsmedizin attestierte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma als Folge der dumpfen mechanischen Gewalt gegen den Kopf. Neun Tage nach der Tat verstarb Klaus B. im Krankenhaus.
Bis auf Dominic O., der wegen seiner Gewaltexzesse mehrfach die Schule wechselte und zuletzt eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker machte, schwiegen die anderen Angeklagten zu den Vorwürfen. Er bestritt, dass in der Nacht jemand einen Schlagring oder einen Baseballschläger mit sich geführt hätte, B. in den Rücken gesprungen sei und zeigte sich reumütig. "Ich habe mich vorher nie geschlagen, ich wusste nicht mit wie viel Kraft ich zuschlage", versuchte er Richter Volker Kunkel glaubwürdig zu machen. Entschuldigt habe er sich bei der Familie des Opfers noch nicht, weil er "das nicht in einem Brief machen wollte."
Auf die Frage, warum Dominic O. und sein Mitbewohner Andreas S. nach der Tat untergetaucht seien, antwortete O. "aus Angst". Die beiden hatten sich auf einem Campingplatz im Sauerland verschanzt, sich dann aber doch im Zuge der umfangreichen Fahndungsmaßnahmen bei der Polizei gemeldet.
Alle vier sitzen nun in Untersuchungshaft. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.
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