Die Sanierung der Bröltalhalle schreitet voran: Während draußen der neue Kanal verlegt wird, entfernen Arbeiter drinnen die alte Ausstattung. Fotos: Abbruch und Sanierung an der Bröltalhalle [Nicolas Ottersbach]
Dass hier einmal geturnt und gespielt wurde, kann man sich kaum vorstellen. Dort, wo die Fußballer den Anstoß machten, liegen alte Stellmotoren. An der Torlinie ist ein Haufen mit Metallschienen. Am Basketballkorb türmen sich Holzreste aller Art. Der dunkle Holzboden ist mit einer weißen Staubschicht überzogen, an einigen Stellen klaffen Löcher. Und die Decke besteht nur noch aus Wellblech. Unter den Teppichverkleidungen an den Wänden kommt grünes Glas zum Vorschein, wie man es aus viele alten Hallen kennt. Es wurde einfach überklebt.
Bevor die Bröltalhalle für 5,2 Millionen Euro, von denen etwa 2,7 Millionen Euro das Land NRW und die Europäische Union übernehmen, komplett erneuert wird, muss alles Alte raus. Und das ist bei einem 40 Jahre alten Bau, der immer nur in kleinen Teilen saniert wurde, eine Menge. Alleine im Foyer liegen die Säcke mit alten Dämmmaterialien bis zur Decke. Nur das Kunstwerk, was dort an einer Wand prangte, ist noch an seinem Platz – abgedeckt, damit es keinen Schaden nimmt. Der Müll landet in Containern, die fast täglich von speziellen Entsorgungsunternehmen abgeholt werden.
Während die Abbrucharbeiten voranschreiten, gibt es für die Handwerksleistungen Ausschreibungen. „Für die technischen Gewerke Sanitär und Heizung lagen nach Abschluss der Ausschreibungsfrist keine Angebote vor. Für den Bereich Elektro lag nur ein Angebot vor welches jedoch nicht gewertet werden konnte“, teilt die Gemeinde mit. Die Leistungsverzeichnisse für die Gewerke Rohbau und Erdarbeiten seien nahezu fertiggestellt, sodass diese in Kürze ebenfalls ausgeschrieben werden könnten. Im Herbst wird mit den Umbauten an Technik und Gebäudehülle begonnen, sie sollen etwa ein Jahr dauern.
Schließung bis Anfang 2023
Derzeit ist geplant, dass die Halle im ersten Quartal 2023 wieder genutzt werden kann. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. „Ziel des Förderprojektes ist die Verbesserung von Klimaschutz und Klimaanpassung. Im Zentrum der Maßnahmen steht die umfassende Sanierung der Bröltalhalle und des Jugendzentrums um den Energiebedarf und die Treibhausgas-Emissionen deutlich zu senken sowie die Attraktivität des Gebäudes zu steigern“, heißt es von der Verwaltung. So bekommen die Außenwände eine neue Dämmung, was das Aus für die Kieselstein-Fassade bedeutet, und auch die große Fensterfront wir komplett umgebaut. Sie wird nicht mehr bis zum Boden reichen, sondern erst in etwa zwei Metern Höhe oberhalb einer Mauer beginnen. Die Heizung, die zuletzt immer wieder ausfiel, wird durch eine Pellet-Anlage ersetzt, die Lüftungsanlage wird Wärme zurückgewinnen können. Alle Lampen werden auf LED umgerüstet.
Auch Jugendzentrum wird saniert
Für die Sportler wird der neue Hallenboden interessant sein, zudem gibt es einen anderen Prallschutz und neue Gerätetore. Vom Sportplatz aus wird es einen barrierefreien Zugang zur Halle gebaut, auch der Zugang zu Umkleiden und Jugendzentrum wird umgestaltet. Im Jugendzentrum gab es zudem immer wieder Probleme mit Feuchtigkeit, die nach der Sanierung nicht mehr bestehen sollen. Eine bessere Videoüberwachungsanlage soll für mehr Sicherheit sorgen. Die kompletten Sanitär-Trinkwasser-Rohr- und Hausinstallationen des Gebäudes werden erneuert.
Neuer Kanal ohne Gestank
Für die Öffentlichkeit ist das Gelände derzeit gesperrt, das macht ein Bauzaun, der rund um das Areal samt Parkplatz gezogen ist, unmissverständlich klar. Es wäre auch zu gefährlich, wie einer der Arbeiter vor Ort erläutert. Neben dem Haupteingang ist ein rund vier Meter tiefes Loch im Boden, in das neue Zisternen aus Beton, die mehrere Tausend Liter Regenwasser des Hallendachs fassen, eingelassen werden. Denn der alte Kanal war marode – und der Grund, warum es in der Halle oft unangenehm stank.
Nebenan auf der großen Weide haben Bagger große Flächen Boden ausgehoben, um eine Versickerungsmulde zu schaffen. Der erste Schritt für die Streuobstwiese, die zum naturnahen Konzept gehört. Ursprünglich war die Wiese, die der Gemeinde gehört, als Ausgleichsfläche für den Hallenbau gedacht – mehr als eine Weide wurde sie aber nie, auf der ein Gartenhäuschen stand, wurde sie aber nie. Die Baumpflanzung und der Wegebau sind für diesen Herbst geplant.
Ladesäulen für Autos und Fahrräder
Zum Konzept gehört auch ein Lehrpfad, der für Besucher Aktionstage bereithalten soll. Wie das genau aussehen wird, darüber wird gerade noch debattiert. „Das Leistungsverzeichnis für den Teil des Naturlehrpfades auf der zukünftigen Streuobstwiese ist erstellt, so dass dieser Teil ausgeschrieben werden kann.“ Unter anderem gehört eine Pedelec-Schulung dazu. Die Elektro-Räder können dann auch direkt an der Halle abgestellt und geladen werden, ein überdachter Stellplatz gehört zum Projekt. Mit den Gemeindewerke Ruppichteroth wird aktuell geprüft, ob nicht auch eine Lademöglichkeit für Autos errichtet werden kann.
Kommentare
Albert Solbach
July 30, 2021 um 8:31 pm
Es wird höchste Zeit, dass diese Bausünde aus den 70ern grundlegend erneuert wird. Es gab Jahrzehnte keinen Barrierefreiheit. Alle mobil eingeschränkte Menschen waren quasi von Veranstaltungen ausgeschlossen. Kein Aufzug, keine Behindertentoilette.
Ich habe Jahre um Jahre darum als Behindertenbeauftragter darum gekämpft. Dann wurde sie endlich hergestellt. Als Behinderter mit Rollstuhl oder Rollator muss man nach wie vor hintenrum durch die Küche in die Halle. Das ist gegen das Menschenrecht und die UN-BRK, die die BRD unterschrieben hat. Das ist der Politik in Ruppichteroth seit vielen Jahren bekannt.
Ein immer höherer Anteil der (wahlberechtigten Bürger) wird alters- und behindertenbedingt auf ein barrierefreies Umfeld angewiesen sein. Es interessiert wenig. Ab dem 01.01.2022 z.B. sollen alle Bushaltestellen barrierefrei sein. Obwohl ich als Behindertenbeauftragter seit 2013 permanent darauf hingewiesen habe, ist so gut wie nichts in Verantwortung des BM passiert.
Jürgen Bergmann
July 30, 2021 um 5:22 pm
Kostensteigerung der Bröltalhalle... Anfang 2020 war in Ihrem Bericht für die Gesamtsanierung der Halle 4,4 Mio. Euro veranschlagt wurden. Ein Jahr lang ist nichts passiert. Jetzt ist in Ihrem Bericht eine Sanierung für 5,2 Mio. Euro geplant. Eine Kostenerhöhung von 800.000 Euro. Da fragt man sich doch ob das alles so Richtig ist und die Bürger von Ruppichteroth das auch wieder zahlen müssen? Viele Grüße Jürgen Bergmann